Claudia Nothelle war 52 Jahre alt, als sie 2016 beim Rundfunk Berlin-Brandenburg die Tür hinter sich zuzog. Kein Skandal, kein Rausschmiss, keine schwere Krankheit. Sie ging einfach – und nahm eine stille Vereinbarung mit: 8.437 Euro pro Monat. Bis ans Lebensende. Finanziert von den Beitragszahlern.
Vertrag aus besseren Tagen
Was nach einem Märchen klingt, ist ein Stück Rundfunkrealität. Die neue RBB-Intendantin Ulrike Demmer wollte die üppige Zahlung stoppen, als die Kasse leerer wurde. Doch Nothelle klagte – und bekam recht. Das Arbeitsgericht Berlin entschied: Der Vertrag ist wasserdicht. Gewährt ist gewährt.
460 Berliner und Brandenburger zahlen nun Monat für Monat ihre Rundfunkgebühren ausschließlich dafür, dass eine ehemalige Programmdirektorin versorgt bleibt. Und das, obwohl Nothelle längst weiterverdient: Als Professorin an der Hochschule Magdeburg-Stendal streicht sie rund 7.000 Euro monatlich zusätzlich ein.
Vier Millionen für den freiwilligen Abschied
Rechnet man die Beträge hoch, kommt man auf eine beeindruckende Summe. Der RBB bezifferte vor Gericht die erwartete Gesamtzahlung auf vier Millionen Euro – mehr, als Nothelle je verdient hätte, wäre sie geblieben. Wer früh geht, kassiert hier mehr als der, der durchhält.
Dass solche Regelungen beim RBB gängige Praxis waren, zeigt die Ära Schlesinger: Boni, Ruhegehälter, Sondervergütungen – eine Kultur des Selbstbedienens, gedeckt vom System und auf Kosten der Beitragszahler.
Ein Fall, der Fragen aufwirft
Ist das alles legal? Ja. Ist es legitim? Darüber kann man streiten. In Zeiten, in denen der öffentlich-rechtliche Rundfunk sparen muss, in denen Programm gekürzt und Mitarbeiter entlassen werden, wirken solche Altverträge wie aus der Zeit gefallen. Sie sind juristisch korrekt – und politisch ein Desaster.
Was bleibt, ist das Bild eines Systems, das dringend Reformen braucht. Nicht wegen Nothelle allein. Sondern weil das Vertrauen der Beitragszahler auf dem Spiel steht. Und weil niemand, der 18,36 Euro pro Monat überweist, erwartet, damit Einzelpersonen ein Luxusleben auf Lebenszeit zu finanzieren.
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