Firmen fahren elektrisch – Privatleute kaum
Die Bundesregierung will mehr E-Autos auf deutschen Straßen. Die neuesten Zulassungszahlen scheinen sie zu bestätigen: Fast 19 Prozent aller Neuwagen im April fuhren rein elektrisch.
Doch wer glaubt, damit sei die Elektromobilität bei den Menschen angekommen, irrt gewaltig.
Eine aktuelle Auswertung des Versicherers HUK Coburg räumt mit dem Trugbild auf. Das Unternehmen, das rund 13 Millionen Fahrzeuge versichert, hat untersucht, wie sich die Elektromobilität im echten Leben entwickelt – also bei denen, die ihre Autos tatsächlich selbst bezahlen. Das Ergebnis: Private Autokäufer zeigen E-Autos weiter die kalte Schulter.
Drei Prozent – mehr ist da nicht
Nur vier Prozent der privaten Autokäufer entschieden sich im ersten Quartal 2025 für ein Elektroauto – genauso wenige wie im Vorjahr. Der Anteil reiner E-Autos im Privatbestand? Drei Prozent.
Das ist kein Boom, das ist Stagnation. Die schönen Zahlen aus der offiziellen Zulassungsstatistik täuschen, weil dort gewerbliche Fahrzeuge mitgezählt werden.
E-Mobilität auf Firmenkosten
Firmen kaufen Elektroautos – und zwar viele. Die meistverkauften Modelle – VW ID.7, ID.4/5, Skoda Enyaq – wurden zu 86 Prozent an gewerbliche Halter ausgeliefert.
Dafür gibt es gute Gründe: Elektro-Dienstwagen profitieren in Deutschland weiterhin von großzügigen Steuervorteilen. Und genau diese Vorteile sind es, die den Markt am Laufen halten.

„Ohne staatliche Förderung würde der Absatz von Elektroautos in ganz Europa einbrechen“, sagt Constantin Gall von der Unternehmensberatung EY. Was nach Fortschritt aussieht, ist in Wahrheit ein steuerfinanziertes Flottenprogramm.
Der neue Trend heißt: gebraucht
Wenn private Käufer überhaupt zum E-Auto greifen, dann meistens nicht als Neuwagen. 61 Prozent der privat zugelassenen E-Fahrzeuge im ersten Quartal 2025 waren gebraucht. Noch Ende 2023 war es umgekehrt – drei Viertel der Käufer entschieden sich damals für neue Fahrzeuge.
„Wir sehen hier eine Normalisierung“, sagt Jörg Rheinländer, Vorstandsmitglied bei der HUK. Der Gebrauchtwagenmarkt wächst, weil endlich mehr ältere E-Autos verfügbar sind. Doch der Übergang ist holprig – auch wegen mangelnden Vertrauens.
Angst vor dem Akku
Technisch schneiden gebrauchte Elektroautos in Prüfungen kaum schlechter ab als Verbrenner. Trotzdem bleibt die Skepsis hoch. 60 Prozent der Befragten in einer HUK-Umfrage gaben an, beim Kauf eines gebrauchten E-Autos mehr Bedenken zu haben als bei einem Benziner oder Diesel.
Die Gründe? Unsicherheit über die Lebensdauer der Batterie, mögliche Reparaturkosten, schlechte Ladeinfrastruktur. Viele schreckt das Risiko ab – und der Bauch entscheidet gegen das E-Auto.
Die Politik sendet unklare Signale
Ein weiteres Problem: Die Bundesregierung redet viel über Förderung, liefert aber wenig Konkretes. Im Koalitionsvertrag wurden neue Prämien in Aussicht gestellt – passiert ist bisher kaum etwas. Auch die versprochene Strompreissenkung lässt auf sich warten.
„Es braucht ein klares Startsignal“, fordert Imelda Labbé, Chefin des Verbands der Autoimporteure VDIK. Unternehmen sollen künftig von Sonderabschreibungen profitieren, aber was ist mit den Privatkunden?
Solange klare Anreize fehlen, bleiben viele auf Standby.
E-Mobilität bleibt ein Elitenprojekt
Trotz aller PR-Kampagnen und politischer Versprechen: In der Breite ist das E-Auto noch nicht angekommen. Der Markt lebt vom Dienstwagenprivileg, nicht von Überzeugung oder Nachfrage aus der Bevölkerung. Wer sich auf die Verkaufszahlen verlässt, verkennt das Bild.
Der große Umbruch? Ist bisher nicht mehr als eine Verschiebung im Fuhrparkmanagement großer Firmen. Die eigentliche Herausforderung – das E-Auto für den Massenmarkt attraktiv zu machen – steht noch aus.
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