Die Hoffnungen der deutschen Wirtschaft auf ein wiederbelebtes Schlichtungssystem für Handelskonflikte bei der Welthandelsorganisation mussten erneut aufgeschoben werden. Ngozi Okonjo-Iweala, die Generaldirektorin der WTO, musste während des Ministertreffens in Abu Dhabi einräumen, dass eine Übereinkunft zur Wiedererlangung der vollen Funktionsfähigkeit des Streitschlichtungssystems fernab der Realität liegt. Die Konferenz, welche auch andere kontroverse Themen wie die Besteuerung digitaler Übertragungen und Fischereisubventionen zu klären versucht, verzeichnete bislang keine wesentlichen Fortschritte und wurde bereits zeitlich verlängert, um den Diskussionsbedarf der Mitglieder zu decken.
Die deutsche Industrie, vertreten durch Spitzenverbände wie den BGA unter Führung von Dirk Jandura und die Deutsche Industrie- und Handelskammer, setzt auf eine robuste und gerechte Welthandelsordnung, die für exportorientierte Betriebe unerlässlich ist. Die Forderung nach fairer Wettbewerbsfähigkeit, Marktzugängen und Rechtssicherheit im internationalen Handel, scheint jedoch von diversen Stolpersteinen innerhalb der WTO-Verhandlungen überschattet zu werden.
Zu den Kernproblemen zählt die Blockierung der Berufungsinstitution der Streitschlichtung durch die Vereinigten Staaten, welche auf umfassende Reformen des Systems bestehen. Dies führt dazu, dass Fälle, in denen gegen Ersturteile Berufung eingelegt wird, auf unbestimmte Zeit liegenbleiben. Auch der Fortbestand der zollfreien digitalen Übertragungen und das Abkommen zur Eindämmung nachteiliger Fischereisubventionen bleiben brisante Themen, bei denen keine Annäherung in Sicht ist, was an der Uneinigkeit über die Verlängerungs- und Übergangsbestimmungen liegt.