Der große Schock hinter den Schaufenstern
Während in Hamburgs Nobelvierteln die Läden von Closed weiterliefen, war das Unternehmen längst am Abgrund. Anfang August meldete die Marke Insolvenz an – trotz eines vermeintlichen Gewinns im letzten Abschluss. Nun zeigt sich: Hinter den Zahlen verbargen sich fragwürdige Deals und offene Forderungen in zweistelliger Millionenhöhe.

Redlefsens Rolle im Millionenpuzzle
Im Fokus der Prüfer steht Hans Redlefsen, einst Finanzchef und Mitgestalter des Aufstiegs. Dokumente legen nahe, dass siebenstellige Summen an ihn flossen – Gelder, auf die Closed heute keinen Zugriff mehr hat. Sanierer Lothar Hiese, der kurz vor der Pleite übernahm, beziffert die offenen Forderungen auf über 20 Millionen Euro. Seine nüchterne Prognose: „wohl weitgehend abzuschreiben“.
Bürgschaften und private Geschäfte
Besonders pikant: Closed soll für ein Privatdarlehen Redlefsens in Höhe von fünf Millionen Euro gebürgt haben. Sollte sich dieser Verdacht bestätigen, bliebe das Unternehmen auch hier auf den Schulden seines Ex-Finanzchefs sitzen. Dass solche Verpflichtungen von einem Modeunternehmen eingegangen wurden, wirft erhebliche Fragen nach Kontrolle und Governance auf.

Manipulierte Bilanzen?
Noch schwerer wiegt der Verdacht, dass die veröffentlichten Geschäftszahlen der Vergangenheit geschönt waren. Wirtschaftsprüfer stießen auf bislang unbekannte Verlustbuchungen von etwa 20 Millionen Euro. Sollte Closed bereits 2022/23 rote Zahlen geschrieben haben, wären auch Ausschüttungen an Gesellschafter und Zinsen auf Genussrechte unrechtmäßig geflossen.
Ein Insolvenzverwalter auf Spurensuche
Nun liegt das Chaos auf dem Tisch von Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus. Er kündigt an, sich zunächst um den Fortbestand der Marke zu kümmern, ehe er die verdächtigen Transaktionen aufarbeitet. Doch die Funde seiner Vorgänger lassen erahnen: Die Rettung von Closed ist nicht nur eine wirtschaftliche, sondern auch eine juristische Herkulesaufgabe.
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