Die Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Yasmin Fahimi, äußerte sich entschieden gegen die von einer potenziell zukünftigen Bundesregierung geplanten Anpassungen der Arbeitszeitregelungen. Im Rahmen der Feierlichkeiten zum Tag der Arbeit in Chemnitz nutzte Fahimi die Gelegenheit, um auf die Rolle der Arbeitgeber in der aktuellen Wirtschaftskrise Deutschlands hinzuweisen und ihre Verantwortung in diesem Kontext zu betonen.
Besonders kritisch hinterfragte Fahimi die Einsatzbereitschaft der Führungskräfte und führte aus, dass nicht nur die politischen Entscheidungen für die bestehende wirtschaftliche Schwäche verantwortlich seien, sondern auch zahlreiche Fehlentscheidungen auf Managementebene. Dieser Kritikpunkt zielte insbesondere auf die Bestrebungen von Union und SPD ab, die eine Umstellung von einer täglichen auf eine wöchentliche Begrenzung der Arbeitszeit in Erwägung ziehen, dabei jedoch die Schutzstandards und die Einhaltung von Ruhezeiten beibehalten möchten.
Fahimi verwies auf das Problem der Überstunden, die oftmals unentgeltlich geleistet werden, und betonte, dass diese den Druck auf die Arbeitnehmer weiter erhöhen. Sie sprach sich nachdrücklich für den Erhalt der aktuellen Arbeitszeitregelungen aus, um eine Überlastung der Beschäftigten zu verhindern. Zudem rief sie dazu auf, die Verantwortung der Arbeitgeber in der Schaffung sicherer und stabiler Arbeitsbedingungen stärker in den Fokus zu rücken.
In einem Schulterschluss zeigte sich Bundeskanzler Olaf Scholz solidarisch mit den Arbeitnehmern und appellierte an die Bedeutung gerechter Löhne und starker Gewerkschaften, die seiner Meinung nach für den sozialen Zusammenhalt unverzichtbar seien. Der erste Mai, der auf das Jahr 1890 zurückgeht, wird weiterhin als global bedeutsamer Tag des Protests und der Forderungen begangen.
Im Rahmen des Aktionstages brachten die Gewerkschaften weitere Forderungen vor. Ein umfassendes Investitionspaket zur Verbesserung der Infrastruktur, Bildung und Digitalisierung, das direkt mit der Sicherung von Arbeitsplätzen verbunden sein sollte, stand an vorderster Stelle. Ebenso wurde die entschiedene Verfolgung von Behinderungen der Betriebsratsarbeit gefordert, sowie die Einführung eines Tariftreuegesetzes, welches sozial gerechte Standards durch eine Bindung öffentlicher Aufträge an tarifgebundene Unternehmen sichern soll.
Auch in Fragen der Altersvorsorge setzten die Gewerkschaften deutliche Akzente. Der DGB machte sich stark für eine sichere Rente ohne Spekulationsrisiko, um diese vor den Einflüssen der Finanzmärkte zu schützen. Fahimi hob abschließend hervor, dass soziale Stabilität und Rechtsicherheit wesentliche Standortfaktoren seien und plädierte für ein solidarisches Europa als Gegenmaßnahme zu zunehmenden protektionistischen Tendenzen.