20. Mai, 2024

Wirtschaft

Deutschlands Schienennetz auf mittelmäßigem Niveau – Erneuerungsbedarf steigt

Deutschlands Schienennetz auf mittelmäßigem Niveau – Erneuerungsbedarf steigt

In einem aktuellen Bericht hat die Deutsche Bahn für das vergangene Jahr erneut nur eine durchschnittliche Bewertung ihrer Infrastruktur abgegeben. Laut Netzzustandsbericht der Tochtergesellschaft InfraGo liegt die Note jetzt bei 3,03, was gegenüber dem Vorjahreswert von 3,01 eine leichte Verschlechterung darstellt. Zudem erhielten die rund 5400 Personenbahnhöfe von InfraGo eine ähnlich mittelmäßige Bewertung mit einer Note von 3,09. Die Deutsche Bahn bekräftigt zwar, dass alle Bestandteile der Infrastruktur den Standards für Stabilität und Betriebssicherheit genügen. Nichtsdestotrotz weisen kritische Elemente, die für die Pünktlichkeit entscheidend sind – darunter Weichen, Bahnübergänge und Stellwerke – lediglich mittelmäßige bis mangelhafte Bewertungen auf. Diese mittelmäßige Leistungsfähigkeit des Netzes macht sich besonders bei Fernreisezügen bemerkbar, von denen im letzten Jahr ein Drittel verspätet war. Die Erneuerung des zunehmend altersschwachen Netzes ist mit erheblichen Kosten verbunden: Über 92 Milliarden Euro werden laut Bericht benötigt, um die schlecht bis mangelhaft bewerteten Anlagen auszutauschen. Diese Summe repräsentiert einen Anstieg von annähernd zwei Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahr. Für die Instandsetzung der Bahnhöfe werden zudem zusätzliche 17,6 Milliarden Euro veranschlagt. Besonders betroffen von veralteten Strukturen sind Stellwerke und Bahnübergänge. Viele davon sind so überaltert, dass nur ein Neubau als Lösung in Betracht kommt. So erhalten beispielsweise Stellwerke im Durchschnitt den bedenklichen Wert 4,02. Die Allianz pro Schiene fordert angesichts dieser Entwicklung energische Schritte der Politik, vor allem bei der Digitalisierung von Stellwerken, was wiederum auch zur Pünktlichkeit der Züge beitragen würde. Die Deutsche Bahn selbst sieht ebenfalls dringenden Handlungsbedarf und plant, in den nächsten Jahren ein umfangreiches Investitionsprogramm umzusetzen, das vor allem stark frequentierte Bahnabschnitte modernisieren soll. Den Anfang macht die Riedbahn zwischen Frankfurt und Mannheim, die für Baumaßnahmen etwa fünf Monate nicht befahrbar sein wird. Das benutzte Bewertungssystem des Netzzustandsberichts orientiert sich an Schulnoten, wobei eine 1 als neu oder neuwertig gilt, eine Note im 2er-Bereich als "gut" angesehen wird und der 3er-Bereich einen mittelmäßigen Zustand indiziert. Eine 4 zeigt schlechten Zustand an, der bereits Investitionen überfällig sein kann, während Anlagen mit einer Bewertung im 5er-Bereich offiziell als "mangelhaft" gelten und eine sofortige Erneuerung nötig hätten.