Die Deutsche Bahn kämpft weiterhin mit ihren Herausforderungen und verzeichnet auch im Jahr 2024 ein finanzielles Defizit. Vorstandschef Richard Lutz, seit 2017 an der Spitze des Unternehmens, wird trotz der Negativzahlen weiterhin daran festhalten, dass ein Umschwung möglich ist. Die Zukunft des 60-Jährigen scheint dennoch ungewiss, da Koalitionsunterhändler von CDU, CSU und SPD in Erwägung ziehen, seine Ablösung zu fordern. Ein grundlegendes Problem der Bahn bleibt die Pünktlichkeit: Lediglich 62,5 Prozent der Fernzüge erreichten im letzten Jahr planmäßig ihr Ziel. Dies führt zu einem erheblichen Anstieg der Entschädigungen für Reisende, die im Vorjahr fast 200 Millionen Euro betrugen. Die Ursachen sieht das Unternehmen vor allem in der maroden Infrastruktur, die zu zahlreichen ungeplanten Baustellen führt und das Schienennetz überlastet. Ein umfassendes Sanierungsprogramm, das im internen Strategiepapier 'S3' vorgestellt wird, soll die Stabilität des Bahnsystems wiederherstellen. Geplant ist unter anderem eine Generalüberholung von über 40 wichtigen Streckenabschnitten bis Anfang der 2030er Jahre. Auch die Finanzen müssen stabilisiert werden. Besonders der Fern- und Güterverkehr drückt auf die Bilanz, während die Sanierungskosten steigen. Zwischen Hamburg und Berlin etwa sind 2,2 Milliarden Euro für den Streckenausbau eingeplant. Unterdessen steht eine mögliche Umstrukturierung der Bahn zur Diskussion. Zwar ist eine Zerschlagung des Konzerns unter der neuen Bundesregierung unwahrscheinlich, jedoch könnten Aufsichtsrat und Vorstand neu aufgestellt werden, um einen Neuanfang zu ermöglichen. Spekulationen über eine Abspaltung der Infrastruktursparte InfraGo wurden laut, allerdings ohne konkrete Entscheidungen. Der Ausgang des 'S3'-Papiers bleibt bis auf Weiteres abzuwarten. Martin Burkert, Vorsitzender der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG, äußerte jedoch Kritik an den bisherigen Planungen und fordert mehr Transparenz und konkrete Maßnahmen. Ob die Deutsche Bahn die gewünschte Trendwende schafft, steht noch in den Sternen.
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Deutsche Bahn: Die unerfüllte Hoffnung auf die Trendwende
