Der DAX, das zentrale Barometer des deutschen Aktienmarktes, hat kürzlich ein neues Allzeithoch erreicht. Dieser Meilenstein tritt in einem Kontext von wirtschaftspolitischen Unsicherheiten auf, insbesondere angesichts der kürzlich überraschend verkündeten Handelstarife durch den US-Präsidenten. Claudia Windt von der Landesbank Hessen-Thüringen hob den fortwährenden Optimismus der Anleger hervor, die offenbar bereit sind, auf neue Chancen zu setzen. Dennoch besteht eine vorsichtige Skepsis über die Dauerhaftigkeit dieser aktuellen Börseneuphorie.
Ein wesentlicher Katalysator für den jüngsten Anstieg des DAX war die kürzlich erzielte Zollvereinbarung zwischen den Vereinigten Staaten und Großbritannien. Diese Vereinbarung hat das Vertrauen in die Möglichkeit, laufende Handelskonflikte unter der Führung von Präsident Trump diplomatisch zu lösen, gestärkt. Dennoch mahnt Portfoliomanager Thomas Altmann zur Vorsicht: Die Verhandlungen mit anderen Wirtschaftsmächten wie China und der Europäischen Union könnten sich als deutlich komplizierter erweisen.
Einige Analysten, darunter Sören Hettler von der DZ Bank, schlagen ebenfalls einen vorsichtigen Ton an. Jürgen Molnar von Robomarkets sieht die derzeitige Markteuphorie als potenziell übertrieben und warnt vor einer zu positiven Wahrnehmung. In den kommenden Tagen stehen die ersten Gespräche zwischen den USA und China im Fokus, die möglicherweise erste Fortschritte in den Handelsverhandlungen bringen könnten. Marktbeobachter Andreas Lipkow unterstreicht allerdings, dass trotz der positiven Nachrichtenlage oftmals andere Risiken übersehen werden.
Die Landesbank Baden-Württemberg betont, dass die derzeitige Schwäche der US-Wirtschaft noch nicht hinreichend in den Aktienkursen reflektiert ist. Diese Woche könnten US-Verbraucherindizes für zusätzliche Klarheit sorgen. Robert Greil von Merck Finck erwartet keine wesentliche Entspannung der Inflationssituation, was das Vertrauen der Verbraucher weiter beeinträchtigen könnte.
In Deutschland stehen bald die ZEW-Konjunkturerwartungen für Mai an. Robert Halver von der Baader Bank weist darauf hin, dass ein verhaltener Start der neuen Bundesregierung wirtschaftspsychologisch von Vorteil sein könnte. Zahlreiche DAX-Unternehmen, darunter Branchenriesen wie Bayer, Allianz und Siemens, bestätigen mit ihren aktuell veröffentlichten Quartalszahlen die optimistischen Erwartungen der Anleger.
Langfristig sieht Jochen Stanzl von CMC Markets Bedarfssteigerung und Wachstumsmöglichkeiten durch expansive Fiskalprogramme voraus, die nicht nur das Marktwachstum ankurbeln, sondern auch die Konsolidierung des DAX unterstützen könnten. Zudem könnte eine schrittweise Normalisierung der Geldpolitik als zusätzlicher positiver Impuls für die Aktienmärkte wirken.