Harter Sparkurs, satte Rendite
586 Millionen Euro Betriebsgewinn – fast dreimal so viel wie vor einem Jahr. Für Continental ist das ein seltener Lichtblick in einer Branche, die sich zwischen Lieferketten, E-Mobilitätsdruck und geopolitischen Risiken zunehmend aufreibt.

Möglich wurde dieser Gewinnsprung allerdings nicht durch Boommärkte oder bahnbrechende Produktinnovationen, sondern durch rigorose Effizienzprogramme, Stellenstreichungen und Standortzusammenlegungen.
Finanzchef Olaf Schick bringt es auf den Punkt: „Unsere Effizienzmaßnahmen greifen.“
Ein Konzern im Umbau – und unter Spannung
Continental steckt mitten in einer Zäsur: Im September wird das Unternehmen seine Autosparte abspalten – unter dem neuen Namen Aumovio – und an die Börse bringen.
Es ist ein Bruch mit der eigenen Geschichte, aber auch ein Schritt, um sich profitabler aufzustellen. Während die Automotive-Sparte zuletzt operativ wieder zulegte, blieb der Umsatz mit 4,8 Milliarden Euro leicht rückläufig. Die Rendite lag bei mageren 1,6 Prozent – kein Vergleich zur Reifensparte, dem profitabelsten Segment im Konzern.
Der Verkauf der Kunststoff-Tochter Contitech ist ebenfalls eingeleitet. Damit verabschiedet sich Continental von jahrzehntelang aufgebautem Know-how – zugunsten eines fokussierten Reifen-Geschäfts.
Ein klarer Rückbau. Und ein kalkulierter Risikoakt.
Trumps Zölle? Noch nicht eingepreist
So gut das erste Quartal ausfiel – eine wesentliche Unbekannte hängt wie ein Damoklesschwert über dem Rest des Jahres: die Rückkehr von Donald Trump und seine Handelspolitik.
Noch ist offen, ob der Republikaner im November wiedergewählt wird. Aber seine angekündigten Zölle – insbesondere auf Importe aus Mexiko – könnten Continental hart treffen.
Denn: Ein erheblicher Teil der Komponenten für die US-Produktion kommt aus mexikanischen Werken. Zwar verweist Finanzchef Schick darauf, dass die meisten Lieferungen unter das USMCA-Freihandelsabkommen fallen.
Doch die Lage bleibt angespannt. Und der Preisdruck wächst – nicht nur in den Lieferketten, sondern auch auf Endkunden.
„Am Ende wird das auch zu höheren Preisen für Konsumenten führen“, warnt Schick.
Der Markt reagiert erleichtert – aber nicht begeistert
Die Börse honorierte das starke Zahlenwerk mit einem Plus von 2,5 Prozent. Doch das Signal ist zweideutig.
Analysten loben die Verbesserung aller Segmente, betonen aber auch, dass Continental den Großteil seiner Marge über Kostendisziplin erzielt – nicht über Marktwachstum.
Kurzfristig mag das funktionieren. Doch die Frage bleibt: Wie viel Substanz bleibt übrig, wenn die Kürzungen ausgereizt sind?
Radar statt Robotaxis – Continental baut still um
Statt autonomer Mobilitätsvisionen und softwaregetriebener Ankündigungen setzt Continental auf solide Technik: Sensorik, Assistenzsysteme, klassisches Engineering.
In Nordamerika verbuchte das Unternehmen jüngst Radaraufträge im Umfang von 1,5 Milliarden Euro – ein wichtiges Signal für das umkämpfte Automotive-Geschäft.
Dabei fällt auf: Die Töne aus Hannover sind zurückhaltender, aber fokussierter geworden. Während Wettbewerber mit glitzernden Plattformstrategien hantieren, versucht Continental, technologische Relevanz über Qualität zu sichern. Ein riskanter, aber ehrlicher Weg.
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