Wenn man Kundenstimmen glauben darf, dann ist es aktuell leichter, ein Date mit Taylor Swift zu bekommen, als bei Condor einen gebuchten Service auch wirklich zu erhalten. Die Traditionsairline, einst Inbegriff für verlässlichen Ferienflieger, steht derzeit unter heftigem Beschuss.
Auf Bewertungsplattformen häufen sich die 1-Stern-Rezensionen, in denen Worte wie „Abzocke“, „Servicewüste“ oder schlicht „nie wieder“ zum Standardrepertoire gehören. Die Vorwürfe: kaputter Kundenservice, absurde Zusatzkosten, willkürliche Umbuchungen – und das systematisch.
Business gebucht, Billigflieger bekommen – die große Austauschlüge
Was viele Kunden wütend macht: Sie buchen bewusst teurere Condor-Flüge – landen dann aber kommentarlos im Flieger einer No-Name-Airline wie Marabu oder Bulgaria Air. Der Clou: Bei der Buchung steht oft in Kleingedrucktem, dass die Durchführung durch eine „Partnergesellschaft“ erfolgen kann. Übersetzt: Wer sich auf den Namen Condor verlässt, bekommt am Ende vielleicht ein völlig anderes Flugerlebnis – mit anderen Regeln, anderem Service, anderem Standard.
So berichtet ein Kunde von einem Business-Class-Flug nach Gran Canaria, der plötzlich nicht mehr mit Condor, sondern mit Marabu durchgeführt wurde – ohne Lounge-Zugang, ohne Mahlzeit, mit exakt zwei Müsliriegeln zur Auswahl. Trinkwasser war irgendwann einfach alle. Durchsagen? Keine. Boarding-Chaos inklusive. Und der versprochene Lounge-Gutschein? Im Flughafenrestaurant komplett wertlos.
Gepäckregeln wie eine Steuererklärung – nur in teurer
Ein anderer Punkt, der für Empörung sorgt: Condors Gepäckpolitik. Was wie eine günstige Flugbuchung aussieht, endet oft an der Waage – und an der Kasse. Denn Condor erlaubt für Handgepäck inklusive Personal Item nur 8 kg – eine Praxis, die selbst Ryanair wie einen Wohltäter erscheinen lässt. Wer also Rucksack, Laptop, iPad und einen kleinen Koffer dabei hat, ist schon drüber. Und darf aufpreispflichtig umbuchen.
Noch absurder: Selbst das bereits bezahlte Zusatzgepäck verfällt, sobald ein Upgrade auf eine höhere Buchungsklasse erfolgt. Rückerstattung? Fehlanzeige. Das System wirkt nicht nur intransparent – es scheint darauf ausgelegt zu sein, dass Kunden zu spät merken, was sie wirklich gekauft haben.
Namensfehler? Pech gehabt. Kranker Mitreisender? Viel Glück.
Auch in puncto Kulanz gibt sich Condor knallhart. Wer drei Tage vor Abflug eine Namensänderung braucht – selbst mit medizinischem Grund – bekommt schlicht ein „Nein“. Umbuchungen? Nur zu Mondpreisen. In einem Fall verlangte die Airline für eine Umbuchung auf den selben Flug, der ohnehin auf den Kunden gebucht wurde, satte 700 Euro Aufpreis – Tagespreis, versteht sich. Die Konsequenz: Anwalt.
Von „Premium“ keine Spur – außer beim Preis
Zahlreiche Erfahrungsberichte zeigen: Der Begriff „Business Class“ ist bei Condor zunehmend ein Etikett ohne Inhalt. Enge Sitze, kaum Unterschied zur Economy, zwei Getränke auf einem 10-Stunden-Flug, fehlende Entertainment-Funktion oder defekte Steckdosen – all das für vierstellige Ticketpreise. Wer sich erhofft, in der Premiumklasse deutlich mehr zu bekommen, erlebt meist nur eins: Enttäuschung.
Besonders bizarr: Eine Kundin reservierte gegen Aufpreis zwei Plätze mit „Extraprivatsphäre“ – auf dem Sitzplan als Zweierreihe angezeigt. Tatsächlich waren es Dreierreihen, die ruhige Zweisamkeit: ein Phantom.
System oder Schlamperei? Die schleichende Verwahrlosung einer Airline
Die Vielzahl an Vorfällen lässt kaum noch auf Einzelfälle schließen. Vielmehr entsteht der Eindruck eines Systems: Nach außen günstige Preise, innen maximaler Sparkurs. Dafür mit aggressiven Zusatzkosten, schwammigen AGBs und kaum greifbarem Kundenservice.
Selbst der digitale Auftritt – eigentlich Standard im Jahr 2025 – scheint bei Condor aus den 2000ern zu stammen: Apps, die nicht funktionieren, gebuchte Leistungen, die plötzlich verschwinden, und ein Hotline-Service, der eher abschreckt als hilft.