14. Juni, 2025

Wirtschaft

Claudia Sahm und die „Sahm-Regel“ - Ein ökonomischer Meilenstein mit Tücken

Claudia Sahm und die „Sahm-Regel“ - Ein ökonomischer Meilenstein mit Tücken

In den letzten Monaten hat sich Claudia Sahm, Chefvolkswirtin bei New Century Advisors und Kolumnistin bei Bloomberg, zu einer der bekanntesten Ökonominnen der Welt entwickelt. Dies verdankt sie ihrer Forschungsarbeit zur Vorhersage von Rezessionen, insbesondere der sogenannten „Sahm-Regel“.

Die Sahm-Regel besagt, dass die USA in eine Rezession eintreten, wenn die Arbeitslosenquote innerhalb eines Jahres um mehr als 0,5 Prozentpunkte steigt. Dabei basiert diese Regel auf historischen Wirtschaftsdaten seit dem Zweiten Weltkrieg und hat sich als ausgesprochen zuverlässig erwiesen. Dennoch äußert Sahm auch Bedenken, dass ihre Regel missverstanden und missbraucht wird.

Sahms Interesse an der Wirtschaft begann nicht etwa in einem akademischen Umfeld, sondern auf einer Schweinefarm im Mittleren Westen der USA. Diese eher ungewöhnliche Herkunft hat sie geprägt und ihr eine bodenständige Perspektive auf ihre spätere Arbeit als Ökonomin gegeben. Nach ihrem Studium an der Denison University und der University of Michigan begann sie ihre Karriere als Ökonomin bei der Federal Reserve – gerade rechtzeitig, um die globale Finanzkrise von 2008 hautnah mitzuerleben.

Die Sahm-Regel entstand aus Sahms Wunsch, Mechanismen zu entwickeln, die der Regierung helfen, schneller auf wirtschaftliche Abschwünge zu reagieren. Der Fokus ihrer Forschung liegt daher auf der Effizienz fiskalpolitischer Maßnahmen. Sahm betont, dass gerade in den frühen Phasen einer Rezession schnelle Hilfsmaßnahmen entscheidend seien, um Arbeitsplatzverluste und Unternehmensschließungen zu verhindern.

Doch so einfach die Sahm-Regel in ihrer Anwendung auch scheint – sie birgt auch Fallstricke. Laut Sahm gibt es viele Gründe, warum die Arbeitslosenquote ansteigen kann, und nicht alle deuten auf eine wirtschaftliche Misere hin. Beispielsweise könnte ein Zuwachs an Arbeitskräften, etwa durch vermehrte Immigration, vorübergehend die Arbeitslosenquote erhöhen, ohne eine Rezession anzukündigen.

Aktuell sorgt die Diskussion um die Sahm-Regel für Verwirrung. Einige sehen darin eine Aufforderung an die Federal Reserve, die Zinssätze zu senken, während andere behaupten, die Regel sei fehlerhaft. Sahm selbst glaubt, dass die extremen wirtschaftlichen Bedingungen seit der Pandemie die Regel auf eine harte Probe stellen. Sie betont jedoch, dass dies nicht bedeute, dass die Regel verworfen werden sollte, sondern dass eine vorsichtige Anwendung und die Berücksichtigung weiterer Faktoren notwendig seien.

Insgesamt bleibt Sahm optimistisch, dass ihre Regel, trotz ihrer Schwächen, ein wertvolles Instrument zur frühen Identifikation und Bewältigung wirtschaftlicher Krisen bleibt. Sie hofft, dass in Zukunft noch präzisere Werkzeuge entwickelt werden.