21. Oktober, 2025

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Chinas Ausbau der Kohlechemie: Der Balanceakt zwischen Versorgungssicherheit und Klimaschutzzielen

Die anerkannte Umweltorganisation Urgewald hat jüngst ihre zunehmenden Bedenken hinsichtlich des globalen Wachstums der Kohlechemieindustrie geäußert. Urgewald kooperiert dazu mit anderen Organisationen und betreibt die Global Coal Exit List, eine umfassende öffentlich zugängliche Datenbank, die kürzlich 47 neue Kohlechemieprojekte weltweit identifiziert hat. Besonders auffällig ist dabei die führende Position Chinas, das mit insgesamt 21 geplanten oder in Entwicklung befindlichen Projekten die Liste dominiert.

Das Verfahren der Kohlechemie wandelt Kohle in Chemikalien oder Gas um, die dann in alltäglichen Produkten wie Kunststoff eingesetzt werden. Heffa Schücking, Geschäftsführerin von Urgewald, kritisiert diese Form der Kohlenutzung scharf als besonders umweltbelastend. Sie betont, dass die Kohlechemie mehr Treibhausgasemissionen verursacht als die konventionelle Kohleverbrennung. Darüber hinaus erfordert dieser Prozess erhebliche Ressourcen, die die Luftqualität mindern und Wasserreserven erheblich beanspruchen, was zu erheblichen ökologischen Belastungen führt.

Zusätzlich zu China verzeichnen auch Indien mit 14 Projekten sowie Indonesien, Kasachstan, Botsuana und Pakistan weitere bedeutsame Ausbauschritte im Kohlechemiesektor. Chinas Vorstoß in diesem Bereich wird vornehmlich durch die Absicht motiviert, seine erheblichen Kohlereserven als alternative Rohstoffe zu importabhängigen Ressourcen wie Öl und Gas zu nutzen. China strebt somit nach einer größeren Energiesicherheit vor dem Hintergrund globaler Handelskonflikte und geopolitischer Spannungen.

Obwohl dieses aggressive Engagement in der Kohlechemie einen signifikanten Schritt in Richtung wirtschaftlicher Eigenständigkeit darstellt, steht es im Widerspruch zu den jüngst vom chinesischen Staats- und Parteichef Xi Jinping verkündeten Umweltzielen. Auf einem Klimagipfel der Vereinten Nationen in New York verkündete er, dass China den Treibhausgasausstoß bis 2035 erheblich reduzieren wolle. Solche ambitionierten umweltpolitischen Ziele könnten jedoch durch den ansteigenden Kohleeinsatz in der Chemieindustrie untergraben werden, insbesondere im Hinblick auf Chinas Stellung als einer der weltweit führenden Emittenten von Treibhausgasen.

Die internationale Gemeinschaft, inklusive China, hat sich auf der Klimakonferenz in Glasgow dazu verpflichtet, langfristig aus der Nutzung von Kohle auszusteigen. Angesichts dieser Verpflichtung bleibt es von großem Interesse, wie China den schwierigen Balanceakt zwischen seinen wirtschaftlichen Interessen und den globalen Klimaverpflichtungen gestalten wird. Die kommenden Jahre werden hierbei entscheidend sein, um zu beobachten, ob und wie China seine wirtschaftlichen Strategien mit seinen Klimapolitiken in Einklang bringen kann.