19. Oktober, 2025

Quartalszahlen

China durstig, Amerika ernüchtert – Pernod Ricard rutscht ins Minus

Der französische Spirituosenriese startet schwach ins neue Geschäftsjahr: Der Umsatz fällt um 7,6 Prozent, vor allem das China-Geschäft bricht ein. Der Konzern hält trotzdem an seiner Prognose fest – und setzt auf ein starkes Comeback im zweiten Halbjahr.

China durstig, Amerika ernüchtert – Pernod Ricard rutscht ins Minus
Der französische Spirituosenkonzern Pernod Ricard verzeichnet im ersten Quartal ein Umsatzminus von 7,6 Prozent – vor allem wegen schwacher Märkte in China und den USA.

Bitterer Start für den Konzern hinter Absolut und Mumm

Der Pariser Spirituosenkonzern Pernod Ricard ist mit einem Dämpfer in das Geschäftsjahr 2025/26 gestartet. Der Umsatz sank im ersten Quartal um 7,6 Prozent auf 2,38 Milliarden Euro, wie das Unternehmen mitteilte. Analysten hatten mit einem etwas geringeren Rückgang gerechnet. Besonders schmerzlich: In den beiden wichtigsten Absatzmärkten, den USA und China, sind die Verkäufe eingebrochen.

Quelle: Eulerpool

In den Vereinigten Staaten, traditionell einer der profitabelsten Märkte für Marken wie Jameson, Chivas Regal und Absolut, schrumpfte der Umsatz um 16 Prozent. In China, wo der Premiumkonsum ohnehin seit Monaten schwächelt, lag das Minus sogar bei 27 Prozent.

Quelle: Eulerpool

Luxus mit Katerstimmung

Noch vor wenigen Jahren galt China als Wachstumswunder der Luxus- und Premiumbranche. Doch die Realität 2025 sieht anders aus: Konjunkturflaute, Konsumzurückhaltung und eine wachsende Skepsis gegenüber teuren Importprodukten setzen der Branche zu.

Auch Pernod Ricard spürt die Folgen. Marken wie Martell Cognac und Chivas Regal verlieren Marktanteile an lokale Hersteller, während die Nachfrage nach Premium-Alkohol insgesamt zurückgeht. Selbst in urbanen Metropolen wie Shanghai oder Peking, wo exklusive Bars einst Symbol westlicher Markenmacht waren, bleibt das Geschäft verhalten.

Amerikaner greifen seltener zur Flasche

In den USA zeigt sich ein ähnliches Muster: Nach Jahren des Post-Pandemie-Konsumbooms ebbt die Nachfrage ab. Besonders betroffen sind Premiumspirituosen, die in wirtschaftlich unsicheren Zeiten schnell von der Einkaufsliste verschwinden.

Hinzu kommt ein struktureller Wandel im Konsumverhalten: Jüngere Zielgruppen trinken weniger, achten stärker auf Gesundheit – und greifen vermehrt zu alkoholfreien Alternativen. Das trifft nicht nur Pernod Ricard, sondern auch Konkurrenten wie Diageo oder Campari.

Hoffnung ruht auf Europa und dem zweiten Halbjahr

Während die wichtigsten Auslandsmärkte schwächeln, hält sich das Geschäft in Europa stabil. In Frankreich, Großbritannien und Deutschland blieb die Nachfrage laut Unternehmensangaben „robust“. Hier profitierte Pernod Ricard vor allem von einem weiterhin starken Gastronomiesegment und einer soliden Sommersaison.

Trotz des schwachen Auftakts bleibt der Konzern optimistisch. Für das Gesamtjahr bestätigte er seine Prognose: Die Umsätze sollen wieder wachsen, insbesondere in der zweiten Jahreshälfte. Der Konzern verweist auf neue Marketingkampagnen, Preisanpassungen und die Erholung im Duty-Free-Geschäft.

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Ein Konzern im Balanceakt

Die Herausforderung für Pernod Ricard liegt nun darin, das Vertrauen der Anleger zurückzugewinnen. Nach dem schwachen Quartal reagierte die Aktie verhalten. Investoren fürchten, dass die Trendwende länger dauern könnte – zumal das China-Geschäft zunehmend unberechenbar wird.

Intern steht der Konzern unter Druck, Kosten zu senken, ohne die Markenidentität zu gefährden. Besonders in den USA will das Management mit einer „Fokussierung auf Kernmarken und gezieltem Marketing“ gegensteuern.

Zwischen globaler Unsicherheit und Markenstärke

Trotz aller Rückschläge bleibt Pernod Ricard einer der weltweit führenden Spirituosenhersteller. Das Portfolio ist breit, die Marken stark – von Absolut Wodka über Havana Club bis Mumm-Champagner. Entscheidend wird jedoch, ob der Konzern die geopolitischen und konjunkturellen Turbulenzen meistern kann, ohne an Markenprestige zu verlieren.

Die Lage erinnert an 2015, als China ebenfalls schwächelte – damals gelang Pernod Ricard binnen eines Jahres die Rückkehr auf Wachstumskurs. Doch diesmal ist das Umfeld schwieriger: Inflation, verändertes Konsumverhalten und geopolitische Spannungen fordern den Konzern stärker als je zuvor.

Ein Konzern zwischen zwei Welten

Zwischen amerikanischem Konsumfrust und chinesischer Zurückhaltung steht Pernod Ricard exemplarisch für die Unsicherheit globaler Konsumgüterkonzerne. Die Märkte schwanken, die Kunden werden wählerischer – und Luxus verliert seinen Glanz, wenn die Stimmung kippt.

Ob der Konzern die Wende im zweiten Halbjahr schafft, hängt weniger von neuen Kampagnen als vom globalen Vertrauen der Verbraucher ab. Bis dahin gilt: Der Champagner bleibt kalt – und der Aufschwung verschoben.

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