01. Mai, 2025

Politik

CDU nominiert Reiche, Wildberger und Wadephul

Energiewirtschaft trifft Außenpolitik: Mit Katherina Reiche als Wirtschaftsministerin und Karsten Wildberger als Digitalminister setzt die CDU auf wirtschaftsnahe Praktiker – doch die Ernennungen werfen Fragen nach Erfahrung und Strategie auf.

CDU nominiert Reiche, Wildberger und Wadephul
Ein Kabinett unter Hochspannung: Mit Reiche, Wildberger und Wadephul setzt die CDU auf Schlagkraft – doch Erfolg ist kein Selbstläufer.

Keine Schonfrist, keine Aufwärmphase: Die CDU benennt ihre Minister für die neue Bundesregierung – und überrascht mit einer klaren Kampfansage an alte Amtslogiken.

Energiewirtschaftsmanagerin Katherina Reiche soll das Wirtschaftsministerium übernehmen, MediaMarktSaturn-CEO Karsten Wildberger wird neuer Digitalminister. Außenminister wird Johann Wadephul, bisher Fraktionsvize.

Die Botschaft ist eindeutig: Kompetenz aus der Wirtschaft statt akademischer Politkarrieren. Doch ob diese Strategie die Herausforderungen der kommenden Jahre meistern kann, ist alles andere als sicher.

Reiche: Energielobbyistin wird Wirtschaftsministerin

Katherina Reiche, langjährige CDU-Politikerin und zuletzt Vorstandschefin der E.ON-Tochter Westenergie, kennt die Verzahnung von Politik und Industrie aus nächster Nähe. Ihre Berufung dürfte insbesondere die Energiewirtschaft freuen – doch Kritiker sehen in ihr eine Vertreterin etablierter Großkonzerne.

Katherina Reiche: Energiewirtschaftlerin wird Wirtschaftsministerin – Kritiker warnen vor zu großer Nähe zur alten Energieindustrie.

In einer Zeit, in der der Umbau der deutschen Industrie gelingen muss, könnte Reiches Nähe zur alten Energiewelt zum Problem werden. Ihr bisheriger Fokus lag auf Wasserstoffprojekten und klassischer Energieinfrastruktur – wie zukunftsoffen sie als Ministerin agiert, wird sich erst noch beweisen müssen.

Wildberger: Vom Elektronikhändler ins Digitalministerium

Mindestens ebenso überraschend ist die Nominierung von Karsten Wildberger, dem Chef von MediaMarktSaturn. Er soll das neu geschaffene Digitalministerium leiten – ein Ressort, das Digitalisierung und Staatsmodernisierung vereinen soll.

Wildberger hat Erfahrung in großen Konzernstrukturen und im Change Management. Allerdings fehlt ihm bislang jede politische Erfahrung.

Seine Berufung deutet auf eine Strategie hin, die Verwaltung radikal effizienter machen will – ein gewagter Plan in einem Beamtenapparat, der für digitale Reformen bislang wenig empfänglich war.

Wadephul: Außenpolitik mit klarer Kante

Auf internationalem Parkett soll Johann Wadephul Deutschland vertreten. Der erfahrene Fraktionsvize der Union gilt als transatlantischer Hardliner und sicherheitspolitischer Pragmatiker.

Johann Wadephul: Der außenpolitische Hardliner wird Nachfolger von Annalena Baerbock – ein deutlicher Schwenk zur transatlantischen Realpolitik.

Der Unterschied zu seiner Vorgängerin Annalena Baerbock könnte kaum größer sein: Wo Baerbock auf wertegeleitete Außenpolitik setzte, steht Wadephul für Realpolitik und eine stärkere Orientierung an den USA.

Ein Kabinett der Praktiker – mit offenem Risiko

Die CDU besetzt damit zentrale Ministerien auffallend wirtschaftsnah: Energie, Digitalisierung, Außenpolitik – überall setzt sie auf Durchsetzungskraft statt klassischer Verwaltungserfahrung.

Ob diese "Manager-Regierung" Deutschland tatsächlich schneller, wettbewerbsfähiger und resilienter macht, bleibt abzuwarten. Kritiker warnen bereits: Nähe zur Wirtschaft bedeutet nicht automatisch Nähe zu den Bedürfnissen der Gesellschaft.

Was sicher ist: Die CDU geht mit diesem Kabinett volles Risiko. Es ist ein Bruch mit bisherigen Berliner Gewohnheiten – und der Beginn einer Legislaturperiode, in der nicht mehr auf Absicherung, sondern auf Angriff gespielt wird.