Rabatte runter – Preise bald auch?
BYD, lange als Vorreiter der chinesischen Elektrooffensive gefeiert, steht vor einem Wendepunkt. Während sich der europäische Automarkt allmählich stabilisiert und die Zulassungszahlen steigen, kippt bei BYD die Preisdynamik.
Die zuletzt großzügigen Rabatte, mit denen die Marke den hiesigen Markt eroberte, gehen zurück – doch ausgerechnet das könnte zu einem neuen Preisverfall führen.
Denn mit der Erholung des Automarkts sinken nicht nur die Verkaufsanreize, sondern steigen auch die Eigenzulassungen. Laut Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer liegt deren Anteil inzwischen bei über 36 Prozent – bei BYD sogar deutlich darüber.
Das bedeutet: Viele Fahrzeuge werden kurzfristig auf Händler oder Vermieter zugelassen und tauchen wenig später als junge Gebrauchte mit kräftigen Abschlägen wieder auf dem Markt auf. Ein gefährliches Spiel für die Preisstabilität.
BYD wird zur Preisfalle – nicht nur für Käufer
Was auf den ersten Blick wie ein Vorteil für Kunden aussieht – günstige, junge E-Autos mit niedriger Laufleistung – ist für BYD und seine Händler eine tickende Zeitbombe.
Denn wenn der Markt von rabattierten Vorführwagen überschwemmt wird, lassen sich neue Modelle nur schwer zum Listenpreis verkaufen. Die Folge: Entwertung in der Restwertkette – und zunehmender Margendruck.
Für Aktionäre ist das keine gute Nachricht. Die BYD-Aktie notierte zuletzt 1,37 % schwächer bei 122,50 Hongkong-Dollar. Und das, obwohl Elektroautos in Deutschland 2025 weiter aufholen: Der Marktanteil bei Neuzulassungen liegt im laufenden Jahr bereits deutlich über dem Vorjahresniveau – auch dank regulatorischem Druck durch strengere CO₂-Flottengrenzen.
Produktpalette wächst – aber der Preiskampf bleibt
Ein Hoffnungsschimmer: Das Angebot an bezahlbaren Elektroautos wächst. Marken wie Renault, Volkswagen und Hyundai bringen immer mehr Modelle im Volumensegment, also unter 40.000 Euro.
Auch BYD erweitert sein Line-up und setzt auf Fahrzeuge, die technisch mit europäischen Wettbewerbern mithalten können. Doch genau das verschärft den Wettbewerb zusätzlich.
Der langjährige Preisnachteil der Stromer gegenüber klassischen Verbrennern schrumpft rapide: Anfang 2024 lag der Unterschied laut Dudenhöffer noch bei über 8.000 Euro – inzwischen sind es weniger als 4.000 Euro. Dank sinkender Batteriepreise sei die Preisparität in Sichtweite, möglicherweise sogar noch vor 2030.
Doch bis dahin bleibt der Markt heiß umkämpft – und BYD ist mittendrin.
Europäische Hersteller holen auf
BYD ist nicht mehr allein. Immer mehr europäische Hersteller bauen ihre Elektrostrategien aus – nicht nur technisch, sondern auch vertrieblich. Eigenzulassungen und Flottenrabatte, einst als Zeichen von Absatznotstand verschrien, sind inzwischen wieder salonfähig. Dudenhöffer nennt es eine „Renaissance“, vor allem bei Herstellern mit ehrgeizigen E-Quoten.
Doch während Marken wie Mercedes oder BMW mit etablierten Kundennetzwerken punkten können, muss sich BYD das Vertrauen der europäischen Käufer erst erarbeiten. Und das gelingt am Anfang oft nur über den Preis. Ein gefährlicher Kreislauf – denn wer einmal als Billiganbieter wahrgenommen wird, tut sich schwer, aus dieser Ecke wieder herauszukommen.
Zweites Halbjahr wird zur Nagelprobe
Der weitere Jahresverlauf dürfte zeigen, wie robust BYDs Strategie wirklich ist. Branchenverbände wie der ZDK geben sich vorsichtig optimistisch. Die Auftragslage sei gut, heißt es.
Doch der Druck auf Margen und Preise bleibt hoch – zumal 2025 und 2026 viele neue Modelle erwartet werden, nicht zuletzt von Tesla, Stellantis und sogar Newcomern wie Fisker oder Xiaomi.
Für BYD könnte das bedeuten: Mehr Wettbewerb, weniger Preismacht. Und womöglich ein weiteres Abrutschen des Aktienkurses, wenn Margen und Absatzentwicklung nicht mithalten.
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