21. Juli, 2025

Automobile

BYD setzt Tesla bei Fahrassistenzsystemen unter Zugzwang

Mit einem riesigen Software-Rollout für über eine Million Fahrzeuge setzt Chinas Elektroautobauer BYD Maßstäbe beim autonomen Fahren. Besonders der neue Parkassistent auf Level-4-Niveau bringt Bewegung in einen Markt, den Tesla bislang dominierte – und das sorgt an der Börse für klare Signale.

BYD setzt Tesla bei Fahrassistenzsystemen unter Zugzwang
Sensorenflut statt Showroom-Glanz: Das günstige Modell Qin Plus zeigt, dass Hightech nicht nur im Premiumsegment funktionieren muss.

Ein Update für die Zukunft

Der Name wirkt religiös überhöht, das Versprechen technokratisch kühn: "God's Eye" heißt das Fahrassistenzsystem von BYD, das mit dem jetzt angekündigten OTA-Update mehr als nur Detailverbesserungen mitbringt.

Autonomes Parken auf Level-4-Niveau – also vollständig ohne Fahrereingriff – ist nur das prominenteste Feature. Über zehn neue Funktionen verbessern Komfort, Sicherheit und Automatisierung. Es ist das bislang größte Software-Update in der Geschichte des chinesischen Autobauers – und könnte die Messlatte für die Branche neu definieren.

Level 4 im Alltag – keine Hände, keine Augen, kein Denken nötig

Besonders beim Thema Parken zeigt BYD, was heute technisch möglich ist. Das System kann Fahrzeuge vollständig eigenständig in enge Parklücken manövrieren, inklusive Front- und Quereinparken, Objekterkennung über Hängesensoren sowie automatischem Einklappen der Seitenspiegel. Der Anspruch ist klar: nicht Assistenz, sondern Autonomie.

Einsteiger zuerst – Strategie mit Signalwirkung

Bemerkenswert ist, dass BYD das Update zuerst in seinen günstigeren Fahrzeugreihen ausrollt – Qin Plus, Song Pro und Yuan-Modelle erhalten die neuen Funktionen vor der Premiumklasse.

Damit erreicht das Unternehmen frühzeitig eine breite Nutzerschaft und sammelt massenhaft reale Daten für Weiterentwicklungen. Ein kluger Schachzug, der zeigt, dass Innovation nicht zwingend oben anfangen muss.

Vollautomatisch einparken, ohne Hand am Lenkrad: BYDs neue Parkfunktion auf Level-4-Niveau könnte zur Blaupause für städtische Mobilität werden.

Das System hinter dem System

BYD differenziert sein "God’s Eye"-System in drei Stufen: Die Einstiegsversion C arbeitet mit 12 Kameras, 5 Radar- und 12 Ultraschallsensoren. Das mittlere System B ergänzt die Ausstattung um ein bis zwei Lidar-Sensoren.

Die Luxusausführung A mit dem DiPilot 600 setzt auf gleich drei Lidar-Einheiten und ist exklusiv der High-End-Marke Yangwang vorbehalten. Die Architektur dahinter stammt vollständig aus BYDs eigener Entwicklung – inklusive Software, Sensorik und Integration.

Mehr als Parken – Fahren mit Verstand

Das Update beschränkt sich nicht auf das Parken. Es erweitert das System um neue Navigationsfähigkeiten in Kreisverkehren, verbessert das Ausweichverhalten bei Hindernissen und bietet eine vorausschauende Spurwechsel-Warnung mit Hup- und Blinksignal. Damit positioniert sich BYD endgültig als einer der Vorreiter bei halb- bis vollautonomen Systemen im Serienfahrzeugbau.

Kalter Druck auf Tesla

Dass BYD mit diesen Funktionen Tesla gezielt unter Zugzwang setzt, ist offensichtlich. Während Elon Musks Autopilot-Strategie seit Jahren zwischen Beta-Test und Rechtsrisiko pendelt, bietet BYD serienreife, funktionierende Systeme – kostenfrei als Update.

Besonders auf Märkten wie Europa oder Südamerika, wo gesetzliche Regulierungen bislang den flächendeckenden Einsatz von Full Self Driving ausbremsen, könnte BYDs Ansatz zur Blaupause werden.

Reaktion an der Börse: eindeutig

Die Anleger haben verstanden. Am Freitagmorgen stieg die BYD-Aktie in Hongkong um 1,7 % auf 125,90 HKD. Seit Jahresbeginn steht ein Plus von über 40 %. Tesla dagegen verlor allein in dieser Woche weitere 0,7 % und liegt im laufenden Jahr rund 21 % im Minus. Die Botschaft: Autonomes Fahren verkauft sich – wenn es funktioniert.

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