Einbrüche bei den Zahlen, Ruhe an der Börse
12,8 Milliarden Dollar Gewinn waren es vor einem Jahr, jetzt sind es nur noch 4,7 Milliarden. Auf den ersten Blick liest sich die neue Quartalsbilanz von Berkshire Hathaway wie eine Warnung. Doch die Börse reagiert mit erstaunlicher Gelassenheit – und genau das macht die Sache interessant.
Denn Berkshire Hathaway ist nicht irgendein Unternehmen. Die Holding von Warren Buffett ist eine der letzten Instanzen des langfristigen Investierens. Wenn dort die Gewinne um fast zwei Drittel einbrechen, hört die Finanzwelt normalerweise genau hin.
Ein massiver Rückgang – mit Ansage
Der Nettogewinn sank um 63 % – auf 4,672 Mrd. US-Dollar. Das Ergebnis je Aktie fiel entsprechend: von 5,88 Dollar im Vorjahr auf 2,13 Dollar pro Anteilsschein. Hauptursache: Wertverluste im Investmentportfolio.
Während Buffett & Co. im ersten Quartal 2024 noch 1,48 Milliarden Dollar an Buchgewinnen aus Aktien meldeten, waren es diesmal Verluste – und zwar satte 5,038 Milliarden Dollar.
Ein Einbruch dieser Größenordnung ist bei einem Unternehmen wie Berkshire selten – aber nicht ohne Kontext.
Der Markt hat’s kommen sehen
Buffett selbst warnt seit Jahren vor kurzfristigem Denken in Bezug auf Berkshire-Zahlen. Große Anteile des Portfolios – etwa Apple, Coca-Cola oder American Express – werden nach Marktwert bilanziert. Wer sich also ein Quartal lang in Richtung Süden bewegt, sorgt in der Berkshire-Bilanz automatisch für tiefe Kratzer. Dass die Zahlen schwanken, ist also kein Fehler im System – sondern Teil der Philosophie.
Die Börse hat das längst verinnerlicht. Die B-Aktie von Berkshire Hathaway stieg am Freitag um 1,8 % und steht aktuell bei 539,80 US-Dollar.
Seit Jahresbeginn ergibt sich sogar ein Plus von über 19 %. Für ein Unternehmen dieser Größe ist das bemerkenswert – insbesondere in einem von Unsicherheiten geprägten Marktumfeld.
Buffett bleibt Buffett – auch mit 93
Dass Buffett persönlich weiterhin an der Spitze steht – mit 93 Jahren – trägt zur Stabilität bei. Seine Investoren vertrauen weniger den Quartalszahlen als seiner jahrzehntelang bewährten Strategie.
Buffett selbst weist immer wieder darauf hin, dass kurzfristige Verluste im Aktienbuch wenig über die Qualität des Unternehmens aussagen.
Was zählt, ist der Cashflow – und auch der bleibt robust. Die operativen Erträge der Industrie-, Energie- und Versicherungssparten stehen solide da. Hier zeigt sich: Berkshire ist mehr als ein Aktienfonds. Es ist ein Konglomerat, das industrielle Stabilität mit Investorenkult verbindet.
Wo die Risiken liegen
Trotz der Ruhe an der Börse gibt es Grund zur Wachsamkeit. Die Verluste aus dem Aktienportfolio zeigen, wie stark selbst ein Titan wie Berkshire von Marktturbulenzen betroffen ist. Auch Buffett ist nicht immun gegen globale Unsicherheiten – sei es Zinspolitik, geopolitische Spannungen oder Technologierisiken.
Hinzu kommt: Die dominante Apple-Position im Portfolio ist zweischneidig. Während Buffett den iPhone-Konzern als „bestes Unternehmen der Welt“ bezeichnet, bleibt eine Abhängigkeit bestehen – und Apple selbst kämpft mit zunehmender regulatorischer und technologischer Angriffsfläche.
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