Ein Quartal mit zwei Gesichtern
Vier Prozent Umsatzwachstum. So beginnt Bosch das Jahr 2025. Auf dem Papier ein guter Start – nach einem enttäuschenden Vorjahr, in dem der Gewinn eingebrochen war.

Doch wer genauer hinsieht, merkt schnell: Die Lage bleibt angespannt. Die Nachfrage ist in vielen Kernmärkten schwach, die USA schotten sich ab, und intern läuft ein radikaler Umbau.
Während der Konzern Milliarden in Zukunftstechnologien, Start-ups und Zukäufe steckt, verlieren tausende Menschen ihren Job.
Das Wachstum kommt – aber es trägt nicht
Bosch-Chef Stefan Hartung präsentierte die Zahlen auf dem Forschungscampus Renningen. Die Konzernzentrale in Gerlingen wird gerade saniert – ein passendes Bild. Denn Bosch steckt mitten in der Neuausrichtung.
Der Umsatz stieg zum Jahresstart zwar um vier Prozent – doch das Wachstum könnte trügen. Viele Kunden hätten offenbar „auf Vorrat“ bestellt, um mögliche Zollfolgen abzufedern, so Hartung. Für das Gesamtjahr bleibt Bosch daher vorsichtig: Erwartet wird ein Plus von ein bis drei Prozent.
Stellenabbau statt Standorttreue
Während die Zahlen etwas Hoffnung verbreiten, trifft Bosch intern harte Entscheidungen. 13.000 Stellen sollen weltweit wegfallen – viele davon in Deutschland. Elektrowerkzeuge werden künftig in Ungarn produziert, die Werke in Leinfelden und Sebnitz schließen.
Auch das Projekt stationäre Brennstoffzellen wird eingestellt, 550 Arbeitsplätze verschwinden. Die Botschaft ist klar: Bosch will weg von teuren Strukturen und hinein in rentable Nischen.
Mehr Druck auf die Arbeitnehmer
Hartung macht Druck. Die Zeit drängt, sagt er – auch in Richtung der Arbeitnehmervertreter. Verhandlungen zum Stellenabbau müssten schneller gehen.
„Wir können uns keine Verzögerung mehr leisten.“
Das ist mehr als ein Appell. Es ist die Ansage, dass sich Bosch keine Rücksicht mehr leisten will, wenn der globale Wettbewerb drückt.
Gleichzeitig Milliardeninvestitionen
Parallel zum Rotstift laufen milliardenschwere Zukunftsprojekte. Bosch Ventures investiert weitere 250 Millionen Euro in Start-ups, etwa aus den Bereichen Quantencomputing oder Deeptech.

Über 1,2 Milliarden Euro hat die Beteiligungstochter inzwischen zugesagt. Der Konzern will sich technologisch neu aufstellen – auch durch Zukäufe.
Größter Deal in Sicht: Für rund acht Milliarden Dollar will Bosch Teile des Klimageschäfts von Johnson Controls und Hitachi übernehmen. Der Abschluss ist für Mitte des Jahres geplant. Sollte der Deal gelingen, könnte der Umsatz 2025 noch einmal um bis zu zwei Prozentpunkte steigen.
Technologie ja – Marktanteile nein
Bosch investiert Milliarden in E-Mobilität, Automatisierung und Software – doch die Erträge lassen auf sich warten. In der wichtigsten Sparte „Mobility“ hat Bosch zwar zwei Drittel der Neuaufträge aus Zukunftsfeldern – aber vor allem in Deutschland geht es nicht voran.
Die hiesigen Autohersteller sind im Rückstand, die Konkurrenz aus China prescht vor. In China wächst Bosch immerhin noch leicht – um vier Prozent auf 15 Milliarden Euro. Doch der Druck bleibt hoch.
Ambitioniert, vielleicht zu ambitioniert
Trotzdem hält die Konzernspitze an ehrgeizigen Zielen fest: sieben Prozent Ebit-Rendite, jährlich bis zu acht Prozent Wachstum, Führungsrolle in allen Kernmärkten bis 2030. Dazu will man auch in den USA aufholen, wo der Umsatz mit 16 Milliarden Euro hinter Europa und Asien zurückbleibt.
Zur Finanzierung weiterer Projekte steht eine neue Anleihe im Raum – entschieden ist aber noch nichts. 2023 hatte Bosch bereits 4,5 Milliarden Euro aufgenommen, die größte Emission in der Unternehmensgeschichte. Auch damals ging es um Zukäufe.
Start-up-Wetten mit Risiko
Der Wagemut bei Start-ups ist nicht ohne Rückschläge. So investierte Bosch unter anderem in das einst hochgelobte britische Chip-Unternehmen Graphcore. 2024 übernahm der japanische Investor Softbank das taumelnde Start-up – wohl mit hohen Verlusten für alle Beteiligten. Auch Bosch dürfte kaum mehr als Lehrgeld zurückbekommen haben.
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