Ein Wettbieten mit überraschendem Ende
Dass Hugo Boss großes Interesse an Bogner hatte, war bekannt. Schon 2023 hatte Boss-Chef Daniel Grieder versucht, über Umwege Zugriff zu bekommen. Zwei Jahre später legte er ein offizielles Angebot vor – doch er scheiterte. Nicht an fehlendem Geld, sondern an Florinda Bogner.
Die 40-jährige Adoptivtochter des Firmengründers vertritt den gesundheitlich angeschlagenen Willy Bogner und gilt als impulsiv. Sie wollte nicht nur Kapital, sondern auch Einfluss – und genau das war Hugo Boss nicht bereit, ihr zu gewähren.
Katjes als unerwarteter Sieger
In der Endrunde blieben drei Interessenten übrig: Boss, ein US-Finanzinvestor und Katjes International. Überraschend machte der Süßwarenkonzern das Rennen – mit einem Angebot, das weniger finanziell glänzte, aber Florinda Bogner eine 40-Prozent-Beteiligung und Mitsprache sicherte.
Brancheninsider sehen darin den entscheidenden Punkt: Nur Katjes war bereit, auf familiäre Eigenheiten Rücksicht zu nehmen.

Ein Schnäppchen mit Haken
Für Katjes war der Deal günstig. Ursprünglich hatte die Familie Bogner auf bis zu 300 Millionen Euro gehofft. Am Ende lag die Bewertung nur bei 130 Millionen Euro.
Katjes zahlt für den Mehrheitsanteil rund 70 Millionen plus eine kleine Kapitalerhöhung – ein Bruchteil dessen, was Modehäuser mit internationaler Strahlkraft kosten. Doch der Preis hat seinen Grund: Mit Florinda im Boot bleiben die unternehmerischen Risiken hoch.
Boss ohne Coup, Bogner ohne Ruhe
Während Boss-Chef Grieder nun nach einer neuen Story für seine Aktionäre suchen muss, steht Katjes vor einer Aufgabe, die größer sein könnte als gedacht. Der Fruchtgummihersteller hat zwar Erfahrung im Kauf von Marken wie Piasten oder Bübchen, aber keine im Modegeschäft.
Zudem verabschieden sich zentrale Figuren: Sanierungsexperte Arndt Geiwitz zieht sich zurück, auch Kreditgeber Patrimonium ist raus. Die Frage bleibt: Kann Katjes eine Luxus-Sportmarke erfolgreich führen, die selbst in guten Zeiten unter ihren Möglichkeiten blieb?
Familienlogik statt Marktlogik
Dass Bogner bei Katjes und nicht bei Boss gelandet ist, zeigt die Macht familiärer Interessen in deutschen Traditionsunternehmen. Am Ende entschied weniger die wirtschaftliche Vernunft als der Wunsch nach Kontrolle. Für die Mitarbeiter, die Marke und die Branche bedeutet das: Unruhe bleibt das Geschäftsprinzip.
Das könnte Sie auch interessieren:
