Während der chinesische Markt einbricht, die USA Strafzölle verhängen und Mercedes und Audi schwächeln, beweisen Volkswagen und BMW Widerstandskraft.
In einem Umfeld, das von Überangebot und ruinösem Preiswettbewerb geprägt ist, liefern die beiden Konzerne erstaunlich stabile Zahlen – mit bemerkenswerten regionalen Unterschieden.
BMW fährt stabil – trotz Gegenwind
BMW hat es geschafft: In einem Halbjahr voller Marktturbulenzen blieb der Absatz mit 1,2 Millionen Fahrzeugen nahezu stabil.
Während Audi und Mercedes teils zweistellig zurückgehen, melden die Münchner im zweiten Quartal sogar ein leichtes Plus. Das ist mehr als eine Fußnote – es zeigt: BMW verteidigt seine Marktanteile, während andere an Terrain verlieren.
In den USA legt BMW als einziger deutscher Hersteller zu – um 2,7 Prozent. Das gelingt unter anderem, weil die Münchner die Zusatzkosten durch Zölle offenbar selbst tragen und nicht an Kunden weitergeben.
Eine Strategie mit Risiken: Denn langfristig könnten Margen leiden. Audi verfolgt eine ähnliche Taktik – allerdings ohne nennenswerten Erfolg.
China – der große Schwund
Der wichtigste Automarkt der Welt ist inzwischen ein Albtraum für deutsche Hersteller. Mercedes verliert dort 14 %, Audi 10 %, BMW 15,5 %.

Der Hauptgrund: Die chinesische Konkurrenz dominiert inzwischen den Markt für Elektroautos. BYD, Nio und Geely punkten mit Preis, Technik und Tempo – westliche Hersteller sehen dagegen alt aus.
Nur der VW-Konzern gelingt es ansatzweise, gegenzuhalten: Dank Fokussierung auf Verbrenner und weniger Abhängigkeit vom Premiumsegment sinkt der Absatz in China nur um 2,3 %. Auch das ist kein Erfolg – aber immerhin ein kontrollierter Rückzug.
Europa – das letzte Bollwerk
Während der Überlebenskampf in Asien tobt, bleibt Europa der Lichtblick. Hier profitieren die deutschen Hersteller von schwächerer Konkurrenz und einem wieder anziehenden Elektroauto-Markt. BMW legt um stolze 8,2 % zu, auch VW wächst. Mercedes und Audi verlieren leicht – aber nicht dramatisch.
Vor allem E-Autos verkaufen sich in Europa deutlich besser: BMW kommt auf ein Plus von 16 % auf über 220.000 Fahrzeuge, VW sogar auf 465.000 – ein Zuwachs von 47 %.
Auffällig: Drei Viertel der Stromer gehen nach Europa. In China dagegen läuft fast nichts. Die Hersteller verkaufen dort kaum E-Autos – ein strukturelles Problem mit Langzeitwirkung.
Stromer als Rettungsanker – mit begrenzter Wirkung
Elektroautos federn den Rückgang in vielen Regionen ab – doch auch hier zeigt sich: Nicht alle profitieren. Mercedes verliert trotz neuer Modelle 14 % im Stromer-Segment. Audi legt zu, bleibt aber hinter BMW zurück. VW dominiert bei Volumen, insbesondere durch Skoda und die Kernmarke.
Allerdings warnen Experten: Die hohen Rabatte, mit denen Hersteller ihre E-Autos in Europa absetzen, könnten mittelfristig die Profitabilität untergraben. Flottengrenzwerte der EU zwingen zu Verkäufen – teils um jeden Preis.
Zwei Gewinner, viele Sorgen
Die Zahlen belegen, was viele geahnt haben: Die deutsche Autoindustrie ist in einem fundamentalen Umbruch. Wer nicht flexibel auf neue Märkte und politische Risiken reagiert, wird abgehängt.
VW und BMW haben aktuell die Nase vorn – durch Preispolitik, Regionaldiversifikation und kluge Modellstrategien. Doch der Vorsprung ist fragil. In China wird sich entscheiden, wer in fünf Jahren noch ganz vorne mitfährt.
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