Das Geschäft mit Bio-Lebensmitteln hat in der Zeit der hohen Inflation gelitten, aber es gibt Hoffnung auf Besserung. Laut einem Marktbericht des Deutschen Bauernverbands, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, konsolidiert sich der 'Öko-Umsatz' im Jahr 2023. Bis Oktober ist der Umsatz bei frischen Produkten um 2,8 Prozent gestiegen. Auch das Sortiment verpackter Ware dürfte positiv abgeschnitten haben. Es wird erwartet, dass der deutsche Öko-Lebensmittelumsatz im Jahr 2023 auf etwa 16 Milliarden Euro steigen wird. Große Handelsketten und der Preis spielen dabei eine wichtige Rolle.
Es deutet sich an, dass das zeitweise schwächelnde Öko-Geschäft schnell wieder Fahrt aufnehmen könnte. Laut dem Marktbericht zum Jahreswechsel ist mit wachsenden Umsätzen im Jahr 2024 zu rechnen, da alle großen Lebensmitteleinzelhandelsketten mit Öko-Sortimenten punkten wollen. Im Jahr 2022 verzeichnete der Bio-Markt in Deutschland einen negativen Trend. Der Umsatz ging laut dem Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft um 3,5 Prozent auf 15,3 Milliarden Euro zurück.
Die politische Agenda setzt ebenfalls auf eine verstärkte Ausdehnung der Bio-Landwirtschaft, wofür eine steigende Nachfrage von entscheidender Bedeutung ist. Das erklärte Ziel der Koalition ist es, den Bio-Anteil bis 2030 auf 30 Prozent der gesamten Agrarfläche zu erhöhen. Zuletzt stieg der Anteil auf 11,2 Prozent bis Ende 2022, was auf einen leichten Anstieg hindeutet. Derzeit arbeiten 14,2 Prozent aller Landwirtschaftsbetriebe im Bereich Bio.
Ein weiterer Faktor, der von Interesse ist, ist die Robustheit des Bio-Geschäftsmodells. Im ersten Jahr der Corona-Pandemie im Jahr 2020, als viele Menschen zu Hause kochten, stieg der Umsatz um 22 Prozent auf 15 Milliarden Euro und wuchs im Jahr 2021 weiter auf 15,9 Milliarden Euro. Im Jahr 2022 folgte dann ein unerwarteter Rückschlag. Trotz der Rückkehr vieler Menschen in Restaurants und Kantinen, in denen meist kein Bio-Angebot vorhanden ist, konnte sich der Bio-Umsatz 'weitgehend' stabil halten, so der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft.
Auch Bio-Produkte waren von der Kaufzurückhaltung bei teureren Lebensmitteln in der hohen Inflationszeit betroffen, da sie in der Regel etwas teurer sind. Der Trend ging stark in Richtung Supermarkt, während Fachgeschäfte Abstriche machen mussten. Die Discounter waren wieder die 'Öko-Umsatzgewinner', wie es im Bericht des Bauernverbands heißt. Der Bundesverband Naturkost Naturwaren berichtete jedoch kürzlich, dass die Nachfrage im zweiten Halbjahr 2023 gestiegen sei. Seit Juni wurden durchweg höhere Umsatzzahlen als im Vorjahr verzeichnet.
Agrarminister Cem Özdemir (Grüne) hat eine Strategie vorgelegt, um den Bio-Absatz anzukurbeln. Dazu gehört unter anderem eine verstärkte Bio-Forschung, um die Erträge im ökologischen Landbau zu steigern. Verbraucher sollen auch genauer über die Vorteile von Bio in Bezug auf Umwelt- und Tierschutz informiert werden.
Ein weiterer Hebel sollen mehr Bio-Speisen in Kantinen, Mensen und Restaurants sein. Um auf einen Blick erkennen zu können, wie 'bio' eine Küche ist, können Anbieter freiwillig ein Logo in den Medaillenfarben verwenden und so auch für sich werben. Das Logo zeigt den Bio-Anteil gemessen am Gesamtwareneinkaufswert. Für Gold müssen 90 bis 100 Prozent der Waren bio sein, für Silber 50 bis 89 Prozent und für Bronze 20 bis 49 Prozent. Die Logos können angebracht werden, wenn Betriebe zertifiziert sind - die eigene Kantine in Bonn und die des Arbeitsministeriums in Berlin haben bereits ein Logo in Bronze.
Um den Bio-Anteil weiter zu steigern, ist es auch wichtig, dass immer mehr Höfe mitmachen. Minister Özdemir betonte bei der Vorstellung seiner Strategie Mitte November jedoch, dass niemand auf Bio umsteigen müsse. Es sei eine Option. Die Stimmung in der Branche ist derzeit jedoch auf einem Tiefpunkt, seit bekannt wurde, dass die Regierungskoalition zwei Vergünstigungen streichen will, um Kosten zu sparen: die Regelungen für Agrardiesel und die Kfz-Steuerbefreiung für Landwirtschaftsfahrzeuge. Özdemir distanzierte sich von diesen Plänen. Der Bauernverband warnt jedoch in seinem Marktbericht, dass sich die bereits gedämpften wirtschaftlichen Aussichten dadurch noch weiter verschlechtern könnten. Auch Bio-Produzenten haben ihren scharfen Protest lautstark geäußert.