Der Konzern beendet ein Milliardenprojekt, bevor es beginnt
BHP hat endgültig Abstand von einer Übernahme von Anglo American genommen. Nach mehreren erfolglosen Gesprächsrunden machte der Vorstand am Montag klar, dass kein weiteres Angebot folgen wird. Anglo blieb auch beim jüngsten Vorstoß unnachgiebig und lehnte erneut ab. Damit ist eines der potenziell größten Bergbau-Mergers der vergangenen Jahre vom Tisch.
Für BHP bedeutet der Rückzug eine Zäsur. Der Konzern hatte über Monate geprüft, ob ein Zusammenschluss betriebswirtschaftlich und politisch machbar wäre. Die Antwort ist nun klar: Er wäre teuer, kompliziert und nur schwer zu rechtfertigen.
Anglo American verfolgt andere Pläne
Während BHP die Akquisitionssaison beendet, treibt Anglo American seine eigene Strategie voran. Im Zentrum steht die Komplettübernahme des kanadischen Rohstoffkonzerns Teck Resources. Der Deal soll über einen Aktientausch laufen und würde ein globales Schwergewicht für Kupfer, Zink und andere Industriemetalle schaffen.
Das Vorhaben muss noch durch Aktionärsabstimmungen und Wettbewerbsprüfungen, könnte aber die Kräfteverhältnisse im Sektor nachhaltig verändern. Mit einer Übernahme von Anglo hätte BHP diesen Prozess blockieren können. Doch ohne politische Unterstützung und angesichts der hohen Bewertung war das Risiko beträchtlich.
Der Preis war zu hoch – und die Rendite zu ungewiss
Mit einer Marktkapitalisierung von rund 116 Milliarden Euro ist BHP der klare Branchenführer. Anglo American bringt etwa 36 Milliarden Euro auf die Waage, Teck Resources rund 17 Milliarden. Für BHP wäre der Einstieg in diese Struktur nur über eine massive Prämie denkbar gewesen. Genau das macht die Transaktion problematisch.

Anglo gilt seit Monaten als ambitioniert bewertet. Jeder Aufpreis hätte die Wirtschaftlichkeit über Jahre belastet. Die angestrebten Synergien wären hoch gewesen, doch der Zeitraum, um den gezahlten Preis zu erwirtschaften, noch höher. BHP zieht daraus eine pragmatische Schlussfolgerung: Kapitaldisziplin schlägt Expansionsdrang.
Der Fokus wandert zurück zum eigenen Portfolio
Der Verzicht auf einen Mega-Deal gibt BHP finanziellen Spielraum zurück. Anstatt komplexe Integrationsprozesse zu stemmen, kann sich das Management darauf konzentrieren, die eigene Pipeline weiterzuentwickeln: Kupfer, Nickel, Eisenerz – jene Rohstoffe, die für Industrialisierung, Energiewende und digitale Infrastruktur unverzichtbar bleiben.
Angesichts der volatilen Märkte wirkt der Schritt wie eine Stabilitätsentscheidung. Während Anglo American sich in ein Großprojekt stürzt, reduziert BHP seine Risiken.
Die Aktie profitiert von klaren Prioritäten
BHP hat seit April eine deutliche Erholung hingelegt. Die Entscheidung gegen eine milliardenschwere Expansion stärkt das Vertrauen der Anleger: keine überdehnten Bilanzen, kein Bewertungsrisiko, kein Integrationsstress. Für eine Dividendenaktie mit zyklischem Profil ist das eine wichtige Botschaft.
Analysten erwarten, dass die Aktie auf diesem Fundament weiter zulegen kann – gestützt von stabilen Cashflows, hoher Ausschüttungsquote und einem Sektor, der strukturell von steigender Metallnachfrage profitiert.


