23. Mai, 2025

Cryptos

Beercoin 2.0 – Der nächste Krypto-Betrug von Benjamin Bilski?

Beercoin 2.0 – Der nächste Krypto-Betrug von Benjamin Bilski?
Beercoin 2.0 wird derzeit als vielversprechendes Krypto-Projekt auf der Solana-Blockchain beworben. Doch eine genauere Untersuchung legt nahe, dass es sich hierbei um einen weiteren sogenannten "Rug Pull" handelt – einen Betrug, bei dem Entwickler nach dem Einsammeln von Investorengeldern plötzlich verschwinden. Hinter dem Coin steht Benjamin Bilski. Der ehemalige Insider und Mitstreiter Marcus Prinz von Anhalt distanziert sich mittlerweile von dem Projekt und betitelt es ehemals als Betrug.

Wie ein vermeintlich harmloser Spaßtoken Anleger um Millionen brachte – und warum die Krypto-Branche dringend Regulierung braucht.

Am 21. Mai 2025 startete der Vorverkauf von Beercoin 2.0 – einem Memecoin, der sich selbst als „mehr als nur ein Meme“ bezeichnete. Innerhalb von 48 Stunden flossen angeblich über 4 Millionen US-Dollar in das Projekt (diese Zahlen sind in der Regel gefälscht, frei erfunden oder durch sog. Wash Trades, also Eigenhandel erbracht).

Alle seriösen Anleger sind sich einig, dass es genau so endet wie beim ersten "Beercoin": Doch nur wenige Tage später brach der Kurs um über 80 % ein. Anleger stehen vor dem Nichts, während die Entwickler spurlos verschwunden sind. Ein klassischer „Rug Pull“ – und ein weiterer Beweis dafür, wie unreguliert und risikobehaftet der Krypto-Markt ist.

Beercoin 2.0 wurde als Nachfolger des ursprünglichen Beercoin präsentiert und versprach, die Fehler der Vergangenheit zu vermeiden. Mit einer Presale-Phase, die am 21. Mai 2025 begann, wurden innerhalb von 48 Stunden über 10.000 Registrierungen verzeichnet. Die Entwickler warben mit einer klaren Roadmap, Integrationen in NFTs, Gaming und DApps sowie einer starken Community-Bindung.


Die Mechanismen des Betrugs

Trotz der vielversprechenden Ankündigungen folgte Beercoin 2.0 einem bekannten Muster:

  1. Hype durch Influencer: Bekannte Persönlichkeiten wie „Mr.Thank.You“ bewarben den Coin auf Plattformen wie Instagram, was das Vertrauen der Anleger stärkte.
  2. Schneller Preisanstieg: Durch die hohe Nachfrage stieg der Preis des Coins rapide an, was weitere Investoren anzog.
  3. Plötzlicher Absturz: Kurz nach dem Höhepunkt begannen Insider, große Mengen an Tokens zu verkaufen, was zu einem drastischen Preisverfall führte. Innerhalb weniger Tage verlor Beercoin über 80 % seines Wertes.
  4. Verschwinden der Verantwortlichen: Nach dem Absturz zogen sich die Entwickler zurück, und die Kommunikation mit der Community brach ab.

Am Anfang war da ein Versprechen. „Mehr als nur ein Meme“, warb das Projekt Beercoin 2.0 in schrillen Farben auf Instagram, Telegram und X (ehemals Twitter). Es sollte eine Revolution der Spaßwährungen einleiten – ein Krypto-Token mit Nutzwert, Community-Rückhalt und eigener App-Integration. Tausende Menschen, vor allem junge Anleger, investierten. Wenige Tage später war das Geld weg – und die Betreiber verschwunden.

Einer von ihnen ist Florian S., 34 Jahre alt, IT-Berater aus München. „Ich habe 12.000 Euro in den Vorverkauf gesteckt“, erzählt er. „Ich weiß, das klingt naiv. Aber alles sah professionell aus: Es gab eine Roadmap, eine Presale-Plattform mit Echtzeit-Daten, sogar ein Interview mit einem angeblichen CTO auf YouTube. Ich dachte: Diesmal ist es anders.“

Doch es war wie so oft. Nur raffinierter.

Ein altbekanntes Spiel – neu verpackt

Der Start von Beercoin 2.0 am 21. Mai 2025 lief wie im Lehrbuch für virales Marketing: Influencer mit Hunderttausenden Followern bewarben den Token, darunter auch ein Mann, der sich „Mr.Thank.You“ nennt und in der Vergangenheit bereits dubiose Projekte unterstützt hatte. Innerhalb von 48 Stunden sollen laut Website des Projekts über vier Millionen US-Dollar in den Vorverkauf geflossen sein. Die Zahl ist wahrscheinlich gefälscht – durch sogenannte Wash Trades, also Scheinumsätze zwischen verbundenen Wallets, lässt sich Volumen vortäuschen, wo keines ist.

Der Token stieg nach dem öffentlichen Handel rasant im Wert – um dann binnen 72 Stunden um über 80 Prozent zu fallen. Insider hatten ihre Anteile rechtzeitig verkauft. Der Klassiker im Krypto-Betrug: der „Rug Pull“, also das sprichwörtliche „Wegziehen des Teppichs“ unter den Füßen der Investoren.

Der Unterschied: Diesmal war alles täuschend professionell

Während frühere Memecoin-Betrügereien meist plump und technisch unausgereift waren, setzte Beercoin 2.0 auf scheinbare Seriosität. Eine detaillierte Produkt-Roadmap versprach Integrationen in NFTs, Games und DeFi-Anwendungen. Es gab ein geschicktes Branding, ein Tokenomics-Dokument, das angeblich eine faire Verteilung sichern sollte, und sogar Versprechungen über wohltätige Projekte in Afrika. Doch wer genauer hinschaute, fand: nichts. Kein echtes Unternehmen, keine überprüfbaren Namen, kein Impressum.

Regulierungsversagen – und eine offene Tür für Betrüger

Der Fall Beercoin 2.0 ist kein Einzelfall – aber er ist symptomatisch. Er zeigt, wie leicht es auch im Jahr 2025 noch ist, mit wenigen Klicks eine Website, eine angebliche Blockchain-Innovation und ein vermeintlich seriöses Investmentprodukt zu erstellen – völlig unreguliert, weltweit verfügbar, ohne jede Transparenzpflicht.

In Deutschland und der EU greift der neue Rechtsrahmen MiCA (Markets in Crypto-Assets Regulation) zwar langsam – doch die Anbieter sitzen meist außerhalb der EU, operieren anonym über Wallets und dezentrale Börsen. Eine effektive Durchsetzung scheitert oft an der Jurisdiktion. Selbst die BaFin kann meist nur warnen – zu spät.

Der menschliche Preis

Für Florian S. ist der Schaden nicht nur finanzieller Natur. „Ich habe meine Frau überredet, mit einzusteigen. Wir wollten das Geld für ein gemeinsames Sabbatical nutzen“, sagt er. Nun bleibt ihm nur die Hoffnung, dass andere aus seinem Fehler lernen. „Ich dachte immer, ich sei zu klug für sowas. Aber Gier ist ein verdammt schlechter Ratgeber.“

Der Fall Beercoin 2.0 offenbart eine gefährliche Leerstelle in der digitalen Finanzwelt. Solange die Krypto-Branche weltweit nicht stärker reguliert und verfolgt wird, bleiben Tausende wie Florian S. leichte Beute – und professionelle Betrüger die Gewinner.

Insider-Monopol statt dezentraler Utopie

Blockchain-Analysten fanden später heraus, dass das Team und seine Vertrauten mehr als die Hälfte aller Token kontrollierten – ein Hebel, der jede freie Preisbildung aushebelt. Die Influencer und Hinterleute, so etwa auch Benjamin Bilski, haben die Anleger offenkundig angelogen.

Als der Liquiditäts-Lock auf Bybit endete, drückte eine Verkaufswelle von über zehn Millionen Dollar den Kurs in die Tiefe. Für Branchenbeobachter wie den Datendienst WazzCrypto ist BEER damit „eines der ausgefeiltesten Meme-Scams des Jahres“.

Die stillen Verlierer

Während Influencer auf X weiterhin Trink­gelage-Emojis posten, sitzen Früh­anleger auf massiven Buchverlusten.

Ein einzelner Wal, der für 7,68 Millionen US-Dollar BEER gekauft hatte, verzeichnet laut On-Chain-Daten inzwischen rund 5,9 Millionen US-Dollar Verlust – und hält immer noch.

Von “Rug Pull” zu “Replay” – das schnelle Comeback

Kaum hatte sich der Staub gelegt, meldete sich am 20. Mai 2025 ein PR-Team mit „Beer 2.0“. Versprochen wird alles, was Krypto-Romantik heute verlangt: 888,8 Milliarden Token, 20 % Presale, „Kultur, Camaraderie und Brewmobile-Gewinnspiele“.

Doch schon der Blick in die Tokenomics zeigt ein Déjà-vu: 35 % der Coins bleiben beim Haupt­entwickler, weitere 10 % fließen in Marketing-Budgets, die beliebig liquidiert werden können.

Regulierung? Fehlanzeige.

Während die EU mit MiCA erst 2026 vollständig greift und die BaFin bisher nur mahnt, ist das Terrain für Meme-Coins weiterhin fast regellos.

Exakt diese Lücke nutzen selbsternannte “Krypto-Gurus”, um auf TikTok und Instagram junge Anleger mit Versprechen schneller Millionen zu ködern – und mit jedem neuen Token das nächste “Rug Pull-Risiko” zu schaffen.

Was bleibt?

Beercoin ist kein Ausrutscher, sondern Symptom einer Branche, die Geschwindigkeit über Substanz stellt – und in der “Community” oft nur ein anderes Wort für Exit-Liquidity ist.

Wer glaubt, beim zweiten Zapfhahn werde das Bier besser, sollte sich erinnern: Im Krypto-Schankraum ist das nächste Fass selten frischer, nur glänzender etikettiert. Die Rechnung landet am Ende dennoch beim letzten, der sein Glas hält.