27. Juli, 2024

Grün

Bayerns Windenergie-Ausbau stagniert trotz politischer Kurskorrektur

Bayerns Windenergie-Ausbau stagniert trotz politischer Kurskorrektur

Die Ambitionen der bayerischen Staatsregierung, die Energiewende und somit den Ausbau der Windenergie voranzutreiben, machen kaum merkliche Fortschritte. Lediglich sieben neue Windräder wurden im vergangenen Jahr errichtet, während 45 Anträge gestellt wurden. Diese ernüchternde Bilanz zieht das Bauministerium im Zuge einer von den Grünen initiierten Landtagsanfrage. Die Zahlen verharren somit weit hinter den Anfängen der Energiewende, die ihren Höhepunkt 2014 mit 161 realisierten Windkraftanlagen erlebte.

Martin Stümpfig von den Grünen zeigt sich unzufrieden und bezeichnet die Situation als "Totalausfall" des Windkraftausbaus. Indessen beurteilt das Wirtschaftsministerium die Entwicklung überraschend optimistisch und gibt sich zuversichtlich, das Ziel von 1000 Windrädern bis zum Jahr 2030 zu erreichen.

Ein Blick zurück offenbart, dass die ambitionierten Projekte durch die politischen Entscheidungen des ehemaligen Ministerpräsidenten Horst Seehofer ausgebremst wurden, insbesondere durch die Einführung der sogenannten 10H-Regel im Jahr 2014, welche die Windkraftentwicklung beinahe zum Erliegen brachte. Sein Nachfolger Markus Söder hob diese Beschränkung im November 2022 auf, obwohl die gegenwärtigen Ausbauzahlen weit hinter den Erwartungen zurückbleiben.

Die aktuelle Energiebilanz Bayerns wirft zusätzliche Fragen auf, denn nach einer vorläufigen Schätzung sank die Stromproduktion auf den niedrigsten Stand seit Ende der 80er Jahre. Um das von Söder ausgerufene Ziel der Klimaneutralität bis 2040 zu erreichen, wäre eine beschleunigte Umsetzung erneuerbarer Energien zwingend notwendig.

Obwohl Bayern im vorigen Jahr bei der Errichtung neuer Solaranlagen führend war, wird der Freistaat angesichts seines hohen Stromverbrauchs bezüglich der Produktion erneuerbaren Stroms nur als mäßig erfolgreich angesehen. Raimund Kamm, ein erfahrener Advokat für Windenergie, bemängelt die Inkonsistenz bei der Nutzung der Windkraft und verweist auf Bayerns relativ geringe Bevölkerungsdichte und Naturvorteile, auf Basis derer nahezu zehn Prozent der Landesfläche für Windenergie genutzt werden könnten.

Die Schere zwischen den potenziellen Möglichkeiten und realen Errungenschaften ist nach wie vor groß, und Widerstände in der Bevölkerung persistieren. Das verdeutlicht unter anderem der Bürgerentscheid von Mehring gegen den Bau eines neuen Windparks. Hingegen hat das Wirtschaftsministerium die Schaffung zusätzlicher Verwaltungsstellen angekündigt und plant mit der Kampagne "Bayern macht Wind" eine verbesserte Informationsvermittlung, um die Bevölkerung für Windenergie zu gewinnen.