In einem Appell für die Zivilbevölkerung hat Bundesaußenministerin Annalena Baerbock während ihres Besuchs in Israel die Errichtung von Schutzkorridoren im Süden des Gazastreifens angemahnt. Die Notwendigkeit, die Sicherheit der etwa eine Million Einwohner in Rafah zu garantieren, unterstrich Baerbock mit Nachdruck. Die internationale Gemeinschaft wird aufgerufen, sich für diese Schutzmaßnahmen stark zu machen.
Die Außenministerin brachte weiterhin die Dringlichkeit zum Ausdruck, regionale Mächte zu mobilisieren, um Einfluss auf die Hamas auszuüben, die zur Kapitulation bewegt und zur Freilassung der Geiseln veranlasst werden soll. Grund für die jüngsten Spannungen ist ein Terrorakt der Hamas und verbündeter palästinensischer Extremisten am 7. Oktober gegen Israel, der 1200 Tote und die Entführung von 250 Menschen nach sich zog.
Einem Bericht des israelischen Militärs zufolge fanden am Donnerstag Operationen an einer medizinischen Einrichtung im Süden des Gazastreifens statt. Bei dem Einsatz im Nasser-Krankenhaus in Chan Junis seien Verdächtige festgenommen worden, die möglicherweise in das jüngste Massaker verwickelt waren. Nach Angaben des Militärsprecher Daniel Hagari wurden die Räumlichkeiten genutzt, um israelische Geiseln festzuhalten, ebenso seien dort Leichen vermutet worden.
Das Vorgehen Israels in den medizinischen Einrichtungen im Gazastreifen, insbesondere der Einsatz an besagter Klinik, wurde von Ravina Shamdasani, UN-Menschenrechtssprecherin, kritisiert, stelle es doch ein mutmaßlich wiederholendes Muster der Schädigung ziviler Infrastruktur dar. Trotz der israelischen Rechtfertigung, dass Feindelemente diese Orte nutzen, müsse das Militär völkerrechtskonform operieren.
Des Weiteren setzte sich Baerbock für eine signifikante Steigerung humanitärer Lieferungen nach Gaza ein, wobei sie auch von einer Öffnung weiterer Grenzübergänge sprach. Während ihres Aufenthalts traf die Ministerin den israelischen Staatspräsidenten Izchak Herzog, den Kriegsminister Benny Gantz und sprach mit Angehörigen der Geiseln. Trotz laufender Verhandlungen in Kairo über eine mögliche Freilassung und eine Waffenruhe, drückt Israel auf Konzessionen seitens der Hamas.
Die angespannte Lage in Israel verschärfte sich nach einem tödlichen Raketeneinschlag auf eine Militärbasis im Norden und eskalierte mit einem Vergeltungsangriff Israels im Libanon, wo ein Hisbollah-Kommandoziel getroffen wurde, was allerdings zivile Verluste nach sich zog.