Die britischen Verbraucher gönnen sich zunehmend teurere Produkte, da der Druck auf die Lebenshaltungskosten nachlässt. Dies deutet Giles Hurley, Geschäftsführer von Aldi UK, an, der von einem Trend zu Premium-Eigenmarken berichtet. So erfreuen sich Wagyu-Steak, hochwertige Käsesorten, Fertiggerichte und Brioche-Brötchen wachsender Beliebtheit.
Ein bemerkenswertes Beispiel ist der Verkauf von speziell ausgewähltem Räucherlachs, der um über 50% gestiegen ist, so Hurley. Dies geht einher mit einem Umsatzplus von 16% im Jahr 2023, obwohl Aldi zuletzt Marktanteile an seine Konkurrenten verloren hat.
In Zeiten steigender Lebensmittelpreise setzten Verbraucher früher vermehrt auf günstigere Supermarkt-Eigenmarken, um Kosten zu sparen. Jetzt jedoch wächst das Premium-Segment dieser Produkte am schnellsten – ein Phänomen, das nicht nur Aldi betrifft, sondern den gesamten Lebensmittelmarkt. Laut dem Marktforschungsunternehmen Kantar stiegen Premium-Eigenmarken um fast 16% im Vergleich zum Vorjahr, während preiswerte Eigenmarken um 10% zurückgingen.
Viele Verbraucher bevorzugen es, zu Hause statt im Restaurant zu essen, was auch der Druck auf ihre Haushaltsbudgets beeinflusst. Hurley betont, dass trotz anhaltender Belastungen für viele Familien die inflationären Drucke nachlassen und einige daher zu Feiern im privaten Rahmen neigen.
Für die kommende Weihnachtssaison plant Aldi, dass mehr als 50% seines Angebots aus der speziell ausgewählten Premium-Produktlinie stammen. Die Discounter Aldi und Lidl haben sich erfolgreich an die höheren Lebenshaltungskosten angepasst. Ein Blick auf Aldis Zahlen zeigt, dass sich die Vorsteuergewinne im Jahr 2023 mehr als verdreifacht haben und einen Rekordwert von 536,7 Millionen Pfund erreichten.
Während preisliche Anpassungen und neue Filialöffnungen den Gewinnanstieg antrieben, gewann Aldi auch viele neue Kunden hinzu. Dennoch wächst die Supermarktkette derzeit langsamer als viele ihrer großen Rivalen, darunter Lidl. Im letzten Jahr war Aldi laut Branchenangaben der am schnellsten wachsende Supermarkt. Doch seitdem haben Wettbewerber Marktanteile zurückerobert.
Sainsbury's und Tesco haben "Aldi-Preisvergleich"-Kampagnen gestartet und alle Supermärkte außer Aldi bieten nun Treuekartenprogramme an. Hurley hingegen betont, dass Aldi nicht plant, ein ähnliches System zu implementieren. Für ihn bedeutet Kundenbindung, seine Versprechen zu halten und einfache, transparente Preise anzubieten.
Aldi plant in den kommenden 16 Wochen die Eröffnung von 23 neuen Filialen als Teil einer 800-Millionen-Pfund-Investition. Langfristig strebt der Discounter 1.500 Filialen in Großbritannien an und weitere 100 Geschäfte werden modernisiert. Die Herausforderung besteht darin, geeignete Standorte zu finden und die Planungsprozesse zu beschleunigen.
Ged Futter, der eine Einzelhandelsberatung leitet, stellt jedoch die Frage, wie Aldi weiter wachsen kann, wenn die Expansion durch neue Filialen zum Stillstand kommt. Für ihn reicht das Argument niedriger Preise allein nicht mehr aus. Aldi müsse sich weiter differenzieren, um langfristig erfolgreich zu bleiben.