Die Überraschung kam nicht mit Weihrauch, sondern mit einem Kontoauszug: 500 Euro brutto – steuerfrei, wie fast alles im Vatikan. Papst Leo XIV., frisch gewählt und voller symbolischer Gesten, bringt einen alten Brauch zurück, den viele für endgültig beerdigt hielten: den Konklave-Bonus für die Belegschaft der römischen Kurie.
Der Bonus als Signal
Über Jahre hatte Papst Franziskus auf finanzielle Enthaltsamkeit gedrängt. Die Konklave-Prämie – ein Bonus, der traditionell an die Belegschaft nach der Wahl eines neuen Pontifex gezahlt wurde – fiel seinem Sparkurs zum Opfer. Doch nun lebt sie wieder auf, als freundlicher Gruß von Leo XIV. an die etwa 4.000 Angestellten im Vatikanstaat.
500 Euro pro Kopf – das klingt nach einer großzügigen Geste, doch in einem der reichsten und gleichzeitig intransparentesten Institutionen der Weltwirtschaft ist es weit mehr als das. Es ist ein symbolpolitisches Manöver.
Denn die Rückkehr des Bonus markiert einen Bruch mit dem finanzpolitischen Kurs seines Vorgängers – und wird innerhalb wie außerhalb des Vatikans aufmerksam registriert.

Franziskus Sparkurs: Kürzen statt verteilen
Der argentinische Papst hatte die Finanzen des Heiligen Stuhls in teils prekärer Lage übernommen. Jahrzehntelange Misswirtschaft, kostspielige Immobiliengeschäfte und eine sinkende Spendenbereitschaft zwangen Franziskus zu drastischen Maßnahmen.
Kardinäle mussten Gehaltskürzungen hinnehmen, Projekte wurden gestrichen, der Haushalt reformiert. Die Rückkehr der Prämie durch Leo XIV. kommt nun in einer Phase, in der der Vatikan immer noch nicht von strukturellen Defiziten befreit ist.
Kein Geldsorgen-Staat: Der Mythos vom armen Vatikan
Tatsächlich verfügt der Kirchenstaat über erhebliche Rücklagen. Neben Immobilienbesitz in bester Lage – unter anderem in London, Paris und Rom – besitzt der Vatikan auch eine eigene Bank, die IOR, mit Milliardenvermögen.
Dennoch ist die Haushaltsführung des Vatikans alles andere als transparent, und Kritik an der finanziellen Selbstverwaltung wird regelmäßig laut.
Gerade deshalb ist der Bonus auch eine politische Botschaft: Der neue Papst will sich wohlwollend zeigen, die Belegschaft gewinnen, Vertrauen stiften. Doch der Zeitpunkt wirft Fragen auf. Während viele Gläubige mit sinkenden Realeinkommen kämpfen, verteilt der Vatikan Gratifikationen.
Steuerfrei und lebenslang sicher – Arbeiten im Vatikan
Die Bedingungen für Vatikan-Mitarbeiter sind ohnehin bemerkenswert. Neben steuerfreien Gehältern profitieren viele von staatlicher Absicherung, Wohneigentum und Sonderkonditionen – ein Arbeitsplatz im Kirchenstaat ist heiß begehrt.
Doch auch dort wächst die soziale Ungleichheit: Während einfache Angestellte oft über viele Jahre auf Beförderungen hoffen, genießen Kardinäle und Kurienleiter Sonderrechte – sowohl finanziell als auch organisatorisch.
Reform oder Rückschritt?
Die Entscheidung Leos XIV. wird intern gefeiert – und extern kritisch beäugt. Ist die Reaktivierung des Konklave-Bonus ein Zeichen für eine neue Vatikanpolitik, die auf Mitarbeiterbindung und Symbolik setzt? Oder ist es ein Rückfall in die alten Muster der Kurie, bei denen Loyalität mit Bargeld vergolten wurde?
Vieles wird davon abhängen, ob der neue Papst bei der Transparenzoffensive mitzieht, die unter Franziskus zaghaft begann – oder ob der Vatikan wieder in den alten Zustand zurückfällt: undurchsichtig, elitär und immun gegen wirtschaftliche Realität.
Denn die Frage, die bleibt, ist eine andere: Wenn der Papst 500 Euro für den „Dank“ zur Verfügung hat – woher kommt das Geld? Und wer entscheidet eigentlich über den Geldsegen von Gottes Bodenpersonal?
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