Kein schlechter Zeitpunkt – trotz Rekordständen
Wer seine 10.000 Dollar im April investiert hätte, hätte alles richtig gemacht. Doch auch wer jetzt einsteigen will, bekommt laut Wall-Street-Größen noch attraktive Einstiegsfenster. Trotz Allzeithochs, Tech-Rally und geopolitischer Unsicherheit sehen führende Strategen Chancen – allerdings sehr unterschiedlich verteilt.
Business Insider fragte sechs Schwergewichte der amerikanischen Kapitalmärkte, wo sie heute 10.000 Dollar investieren würden – und erhielt sechs verschiedene Strategien, die sich in einem Punkt ähneln: Wer 2025 investieren will, sollte breiter denken als nur an die „Magnificent Seven“.
JPMorgan: Raus aus den USA – rein in die Erholung
Gabriela Santos, Chefstrategin bei JPMorgan für Nord- und Südamerika, geht mit ihrer Empfehlung gegen den US-Zentrismus vieler Privatinvestoren: 70 % ihres hypothetischen Investments würde sie in entwickelte Märkte außerhalb der USA stecken, weitere 30 % in Schwellenländer.
Begründung: Die USA seien überbewertet, die Prämien gegenüber internationalen Märkten inzwischen fast doppelt so hoch wie im historischen Schnitt. Der schwächere Dollar und die wiederentdeckte Stärke europäischer und asiatischer Märkte sprächen für eine geografische Neuverteilung.
ETF-Vorschläge: Vanguard FTSE Developed Markets (VEA), iShares MSCI Emerging Markets (EEM).
Stifel: Drei Drittel gegen den Herdentrieb
Barry Bannister, Chefstratege für US-Aktien bei Stifel, denkt ähnlich. Seine Devise: 1/3 Value, 1/3 Small Caps, 1/3 internationale Aktien.

Er kritisiert den Tech-Fokus der Märkte – „Man kann keine Volkswirtschaft auf sieben Aktien bauen“ – und empfiehlt zur Diversifikation gezielte ETF-Allokationen in Value-Titel (Vanguard Value ETF), Small Caps (iShares Russell 2000) und globale Titel ohne US-Anteil (iShares ACWI ex US).
Haverford Trust: Die Gewichtung zählt
Hank Smith von Haverford Trust bleibt grundsätzlich bei US-Aktien, will aber nicht den marktüblichen S&P-500-ETF.
Warum? Weil der klassische S&P 500 aktuell zu 33 % aus nur sieben Tech-Riesen besteht. Stattdessen rät er zu einem Equal-Weight-Ansatz (z. B. Invesco RSP), bei dem jede Aktie gleich stark gewichtet wird. So lassen sich Blasen abfedern. Ergänzt wird das durch 40–50 % in den Nasdaq 100 – als Wette auf den Fortbestand der Tech-Dominanz.
Piper Sandler: Selektive US-Stärke statt ETF-Allzweckwaffe
Michael Kantrowitz, CIO bei Piper Sandler, glaubt weiter an die „US exceptionalism“. Doch er warnt vor passiven Investments.
Er setzt auf Einzeltitel mit robusten Geschäftsmodellen und stabilen Erträgen – kein Branchen-Fokus, sondern Qualitätstitel mit struktureller Marktführerschaft. Kandidaten laut Piper-Sandler-Scoring: Nvidia, Microsoft, Oracle, Costco, Johnson & Johnson, Home Depot.
Seine Grundhaltung: Wer jetzt investiert, sollte auf Ertragsqualität und Bilanzstärke achten – nicht auf ETF-Bequemlichkeit.
BlackRock: Diversifikation, die auch durchhält
Tony DeSpirito, Aktienchef bei BlackRock, kombiniert Wachstum, Dividenden und Value. Er bleibt Tech gegenüber positiv, setzt aber auf Qualitätsauswahl und antizyklische Bausteine.
Stark im Fokus: der Gesundheitssektor. Trotz Minus im S&P Healthcare Index sei der Bereich unterbewertet. Besonders interessant seien Medizintechnik-Unternehmen mit solidem Wachstum und fairer Bewertung. Auch unterbewertete Value-Titel, kombiniert mit Dividendenrendite, sieht DeSpirito als robusten Hedge gegen künftige Volatilität.
Janus Henderson: Die Mischung macht’s – mit Tech als Anker
Lara Castleton von Janus Henderson setzt auf eine strategische Drei-Wege-Aufteilung:
60 % in Large-Caps mit Tech-Schwerpunkt (z. B. über QQQ oder XLK), 20 % in internationale Aktien – insbesondere in Europa, das ihrer Ansicht nach durch politische Neuorientierung und Aufrüstung langfristig attraktiv werde –, sowie 20 % in Mid-Caps, die vom Trend zur Reindustrialisierung und Deglobalisierung profitieren.
Ihr Argument: Mid-Caps seien oft übersehen, aber bei US-Infrastrukturprojekten und „Reshoring“-Bewegungen die eigentlichen Gewinner.
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