24. Oktober, 2025

Quartalszahlen

Zwei Jahre schwarz: Trade Republic wächst – und rechnet

Der Berliner Neobroker meldet zum zweiten Mal in Folge Gewinn. Starker Provisionsschub, steigende Kosten, neue Banklizenz – und zehn Millionen Kunden: Was hinter den Zahlen steckt und wo die Risiken liegen.

Zwei Jahre schwarz: Trade Republic wächst – und rechnet
Gewinne mit Beigeschmack: Trade Republic erzielt 34,8 Millionen Euro Überschuss – doch die Verwaltungskosten schießen im selben Zeitraum um 67 Prozent nach oben.

Der zweite Streich: Gewinn dank Skalierung

Trade Republic schreibt erneut schwarze Zahlen. Für das Geschäftsjahr Oktober 2023 bis September 2024 weist der Neobroker 34,8 Millionen Euro Jahresüberschuss aus. Die Erträge stiegen um mehr als 75 % auf rund 340 Millionen Euro, davon 316 Millionen Euro Provisionserträge. Ein Jahr zuvor stand erstmals ein Gewinn zu Buche – damals 14 Millionen Euro. Der Trend ist klar: Die Plattform skaliert, und sie skaliert schnell.

Der Preis des Wachstums: Kosten ziehen kräftig an

Mit dem Tempo steigen die Aufwendungen. Die allgemeinen Verwaltungsaufwendungen klettern um 67 % auf 225 Millionen Euro. Auffällig: Der Personalaufwand legt „nur“ 29 % auf 67 Millionen zu, während „andere Verwaltungsaufwendungen“ – Marketing, Mieten, IT-Services, Rechts- und Beratungskosten – um 92 % auf 159 Millionen anschwellen. Übersetzt: Trade Republic kauft Reichweite, baut Infrastruktur und zahlt für die Bank-Transformation.

Von Broker zur Vollbank: Ertragsmix im Umbau

Seit Ende 2023 besitzt Trade Republic die Vollbanklizenz. 2024 folgten eigene Bezahlkarte und Girokonto – aus dem Verrechnungskonto wird Banking. Strategisch öffnet das zwei zusätzliche Ertragssäulen: Zahlungsverkehr (Interchange, Gebühren) und zinsnahe Erträge auf Kundeneinlagen.

Kurzfristig bleibt aber das Provisionsgeschäft der Motor. Die Herausforderung 2026/27: den Ertragsmix zu verbreitern, ohne die Marge an Compliance und IT zu verlieren.

Kundenzahl, Assets, Vertrauensbeweis

Operativ liefert das Fintech Momentum: über zehn Millionen Kunden (Mitte September 2025), das verwaltete Vermögen wächst im Jahresverlauf von 100 auf 150 Milliarden Euro.

Warum Bücher unsere letzte Bastion gegen die Oberflächlichkeit sind
Serien, Streams, Short-Videos – alles wird schneller, greller, kürzer. Doch wer wirklich denken, fühlen und wachsen will, muss lesen. Bücher sind anstrengend, ja – aber sie sind auch die vielleicht letzte Schule des Geistes in einer Welt, die ständig abgelenkt ist.

Beides ist mehr als ein Marketing-Meilenstein. Es verbessert die Fixkostendegression, stabilisiert den Handels- und Sparplan-Flow – und erhöht die Verhandlungsmacht gegenüber Partnern entlang der Wertschöpfungskette.

Bewertung & Erwartungen: Fünf Milliarden – und jetzt?

Die letzte Finanzierungsrunde (Sommer 2022) setzte die Bewertung bei fünf Milliarden Euro. Mit wiederkehrenden Gewinnen nähert sich das Unternehmen dem Anspruch, diese Kennzahl auch operativ zu unterfüttern. Ob das Niveau tragfähig ist, entscheidet nicht die aktuelle Gewinnzahl, sondern die Dynamik aus drei Hebeln:

  1. Kundenaktivität (Handel, Sparpläne, Kartenumsatz),
  2. Netto-Neugelder (AUM-Treiber) und
  3. Produktbreite (vom Depot zu Giro, Kredit, Vorsorge).

Was für die Story spricht

  • Skaleneffekte: Erträge wachsen schneller als die Personalkosten – ein Indiz für Operating Leverage.
  • Banklizenz: Eigenständigkeit in Kernprozessen und neue Erlöskanäle.
  • Marktposition: Starke Marke im deutschen Kernmarkt, hohe Reichweite in Sparplänen – eine robuste, preissensitive Kohorte.

Was dagegen spricht – die offenen Flanken

  • Kostenqualität: +92 % bei sonstigen Verwaltungsaufwendungen ist hoch. Bleibt der Marketing-Druck so intensiv, leidet die operative Hebelwirkung.
  • Zinszyklus: Sinken die Zinsen, schrumpfen zinsnahe Erträge – die Abhängigkeit vom Provisionsblock steigt wieder.
  • Regulierung & Compliance: Vollbank heißt auch Vollregulierung. Jede Produkterweiterung (Kredit, Wertpapier-Kredit, Derivate) erhöht die Komplexität.
  • Wettbewerb: Scalable, Revolut, N26 & Co. pushen aggressiv in Sparpläne, Kartenfeatures und Trading – Preisdruck bleibt systemisch.

Der Stresstest: Qualität des Wachstums

Entscheidend für 2025/26 ist weniger der nächste Quartalsgewinn als die Qualität der Monetarisierung:

  • Wie entwickelt sich der ARPU (Ertrag pro aktivem Kunde), wenn Marketing gedrosselt wird?
  • Wächst der Anteil wiederkehrender Erträge (Sparpläne, Kontogebühren, Kartenumsätze) schneller als der volatile Handelsumsatz?
  • Lässt sich die Cost-Income-Ratio nachhaltig drücken, ohne an die Produktqualität zu gehen?

Aufstieg mit Ansage – jetzt kommt die Kür

Trade Republic hat bewiesen, dass das Modell in Europa profitabel skalieren kann. Der Sprung zur integrierten Retail-Bank ist logisch – und anspruchsvoll. Hält das Team die Kostenkurve unter Kontrolle und verankert mehr wiederkehrende Erlöse, ist die zweite schwarze Null nicht das Ziel, sondern der Ausgangspunkt. Der nächste Beweis steht an: Profitables Wachstum ohne Marketing-Overdrive.

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