Raus aus dem Schatten von Tencent
179 Millionen US-Dollar Betriebsgewinn – eine Zahl, die an der Börse aufhorchen lässt.
Nach Jahren der Kursverluste, milliardenschweren Beteiligungswertberichtigungen und wachsender Kritik an der Abhängigkeit vom chinesischen Internetgiganten Tencent, meldet sich der niederländisch-südafrikanische Tech-Investor Prosus mit einer positiven Überraschung zurück.
CEO Fabricio Bloisi, der erst im Juli 2024 die Zügel übernommen hat, präsentiert nicht nur ein sanft grün leuchtendes Zahlenwerk, sondern eine klare strategische Neuaufstellung.

Ein Strategiewechsel mit Tiefgang
Prosus will nicht länger bloß Beteiligungen halten – es will Plattformen bauen. Bloisi kündigte bereits kurz nach Amtsantritt an, aus der Investmentholding ein aktives Plattformunternehmen zu formen.
Das Ziel: Lifestyle, nicht Portfolioverwaltung. Hinter dem Begriff verbergen sich konkret Bereiche wie Essenslieferdienste, Bildungstechnologien, digitale Bezahllösungen und Online-Marktplätze – also alles, was sich im Alltag digitalisieren lässt und Potenzial für Skalen- und Netzwerkeffekte mitbringt.
Die positiven Zahlen wirken nun wie eine erste Bestätigung für die eingeschlagene Richtung. Besonders bemerkenswert: Der freie Cashflow – ohne den milliardenschweren Beitrag aus der Tencent-Beteiligung – ist erstmals positiv. Das heißt: Prosus verdient mit seinen eigenen Plattformen Geld. Eine Zäsur.

Tencent – Segen und Bürde zugleich
Trotz des Aufbruchs bleibt Tencent der Elefant im Raum. Die Beteiligung an Chinas größtem Internetunternehmen macht nach wie vor den Großteil des bilanziellen Werts von Prosus aus – über 70 Prozent des Net Asset Value entfallen darauf. Ein Risiko, das Investoren seit Jahren mit Abschlägen abstrafen.
Zwar hat Prosus zuletzt begonnen, Aktienpakete von Tencent zu verkaufen, um eigene Aktien zurückzukaufen – doch das strukturelle Klumpenrisiko bleibt. Eine nachhaltige Neubewertung des Konzerns wird erst möglich, wenn die operativen Plattformgeschäfte dauerhaft tragfähig sind.
Ein ambitioniertes Ziel – und ein Taktgeber
Bloisi setzt sich selbst unter Druck: Bis Mitte 2028 will er den gesamten Marktwert von Prosus verdoppeln. Das bedeutet: ein Börsenwert von über 100 Milliarden Dollar.
Dafür braucht es mehr als gute Quartalszahlen. Es braucht ein belastbares Narrativ – und belastbare Ergebnisse. Dass nun eine Dividende von 20 Euro-Cent vorgeschlagen wird, ist symbolisch: Prosus will zeigen, dass man wieder liefern kann.
Die Baustellen bleiben
Trotz des Aufwinds sind die Herausforderungen immens: Der Wettbewerb in den Plattformmärkten ist brutal, die Profitabilität vieler Beteiligungen nach wie vor fragil.
In der Vergangenheit investierte Prosus etwa in Food Delivery Brands wie iFood, Swiggy oder Delivery Hero – ein Segment, das 2022 und 2023 massive Verluste schrieb. Auch der indische Bildungssektor (EdTech), in den Prosus aggressiv investierte, leidet unter schwacher Nachfrage und regulatorischer Unsicherheit.
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