02. Mai, 2024

Wirtschaft

Zuckerzusatz in Babynahrung – Nestlé im Fokus von Menschenrechtsaktivisten

Zuckerzusatz in Babynahrung – Nestlé im Fokus von Menschenrechtsaktivisten

Der Schweizer Nahrungsmittelriese Nestlé sieht sich aktuell mit Vorwürfen konfrontiert, die eine süße Beimischung in seinen Babynahrungsprodukten betreffen. Eine Untersuchung von Public Eye, einer Menschenrechtsorganisation mit Sitz in der Schweiz, konstatiert, dass Nestlé Folgemilch in einigen Entwicklungsländern mit Zucker anreichere, während Produkte für westliche Märkte wie Deutschland unberührt blieben. Nachweislich, so der Vorwurf, leiste Nestlé einen Beitrag zur Geschmacksprägung auf Zucker bereits im Säuglingsalter, speziell in einkommensschwächeren Regionen.

Die Kritik gewinnt besonders an Brisanz, da sie unmittelbar vor Nestlés Jahreshauptversammlung artikuliert wurde. Public Eye appelliert an das Unternehmensgewissen und verlangt die Abkehr von solchen Doppelstandards. Nestlé selbst dementiert die Erkenntnisse aus den Laboruntersuchungen nicht.

Die belgischen Laboranalysen, durchgeführt von Public Eye und dem Internationalen Aktionsnetzwerk zur Säuglingsnahrung (IBFAN), zeigten deutlich: Babynahrungsprodukte aus Regionen wie Bangladesch, Indien und Südafrika enthielten beachtenswerte Mengen an Zucker — mit Spitzenwerten, die einen ganzen Würfelzucker pro Portion überstiegen. Im Gegensatz dazu standen die Proben aus europäischen Ländern, die komplett frei von Zuckerzusätzen waren.

Auch bei Getreideprodukten für Babys wurde eine erhöhte Präsenz von Zucker nachgewiesen, selbst jene, die innerhalb Europas verkauft werden. Nestlé kommentiert, dass Bestrebungen unternommen werden, den Zuckeranteil bei der Produktentwicklung zu minimieren, ohne Qualitätseinbußen in Kauf zu nehmen. Für Konsumenten in Europa biete man sogar Alternativen ohne Zuckerzusatz an.

Ernährungswissenschaftler warnen indes vor langfristigen Folgen der Zuckerprägung in früher Kindheit, welche eine Präferenz für Süßes und damit verbundene Gesundheitsrisiken wie Übergewicht und Diabetes fördern könnten. Hier bleibt zu erwähnen, dass Nestlé, trotz historischer Kritik aus den 1970er-Jahren wegen der Bewerbung von Babymilchpulver in Entwicklungsländern, heute die sechsmonatige Still-Exklusivität gemäß der WHO-Empfehlungen befürwortet.