02. September, 2025

Quartalszahlen

Zölle halb so schlimm – Remy Cointreau hebt Prognose an

Der französische Cognac-Hersteller sieht sich weniger hart von US- und China-Zöllen getroffen als befürchtet. Statt tieferer Einschnitte erwartet der Konzern nur noch einen moderaten Gewinnrückgang – doch die strukturellen Probleme bleiben.

Zölle halb so schlimm – Remy Cointreau hebt Prognose an
Zolllast sinkt: Statt 45 Millionen Euro zahlt Remy Cointreau 2025/26 wohl nur 30 Millionen – doch die Abhängigkeit vom US-Markt bleibt.

Weniger Zoll, mehr Spielraum

Remy Cointreau meldet Entlastung: Statt 45 Millionen Euro wird der Konzern im laufenden Geschäftsjahr 2025/26 voraussichtlich nur 30 Millionen Euro an zusätzlichen Zöllen schultern müssen.

Allein in den USA, dem wichtigsten Absatzmarkt für Cognac, beläuft sich die Belastung noch auf 20 Millionen Euro – deutlich weniger als die ursprünglich angesetzten 35 Millionen. Auch China, das als zweiter Schlüsselmarkt gilt, steuert rund 10 Millionen Euro bei.

Quelle: Eulerpool

Damit passt das Management seine Prognose an: Statt eines Betriebsgewinnrückgangs im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich rechnet das Unternehmen nun nur noch mit einem Rückgang im mittleren einstelligen Bereich. Für Anleger ein kleines Aufatmen – die Aktie reagierte in Paris mit leichten Kursgewinnen.

Cognac-Abhängigkeit bleibt Risiko

So erfreulich die Entlastung wirkt, die strukturellen Abhängigkeiten bleiben. Rund 70 Prozent des Umsatzes von Remy Cointreau entfallen auf Cognac, allen voran die Marke Rémy Martin.

Quelle: Eulerpool

Das macht das Unternehmen anfälliger für politische Handelsstreitigkeiten und konjunkturelle Schwankungen in den USA und China – zwei Märkte, die in den vergangenen Jahren von Absatzrückgängen geprägt waren.

Während breit aufgestellte Wettbewerber wie Diageo oder Pernod Ricard ihre Risiken auf Whisky, Rum oder Champagner verteilen, bleibt Remy Cointreau weitgehend auf Cognac fixiert. Ein konjunktureller Dämpfer oder erneute Strafzölle könnten den mühsam erzielten Fortschritt schnell wieder zunichtemachen.

Konkurrenz wittert ebenfalls Rückenwind

Auch Rivale Pernod Ricard hatte seine Zollbelastungen zuletzt nach unten korrigiert – von ursprünglich 200 Millionen Euro auf nun 80 Millionen. Für die Branche könnte sich damit ein Trend abzeichnen: Handelskonflikte, die in den vergangenen Jahren wie ein Damoklesschwert über den Luxusspirituosen hingen, verlieren zumindest kurzfristig an Schärfe.

Quelle: Eulerpool

Doch während Pernod Ricard sein Portfolio aus Champagner, Whisky und Wodka breiter aufgestellt hat, steht Remy Cointreau weiter im Schatten seiner eigenen Erfolgsmarke. Sollte sich die Nachfrage in China erneut eintrüben oder die US-Regierung unter Präsident Trump ihre Zollpolitik verschärfen, bliebe wenig Puffer.

Was bleibt hängen?

Die Prognoseanhebung zeigt, wie stark politische Entscheidungen unmittelbar auf die Bilanz durchschlagen können. Für Investoren ist Remy Cointreau damit ein zweischneidiges Schwert: kurzfristig profitiert der Kurs von Entlastungen, langfristig bleibt die hohe Abhängigkeit vom Cognacgeschäft das Kernrisiko.

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