Ein Präsident im Dauerclinch mit der Notenbank
Donald Trump nutzt jede Gelegenheit, um den Druck auf Fed-Chef Jerome Powell zu erhöhen. Seit Monaten fordert er lautstark niedrigere Leitzinsen – für die Konjunktur, für die Aktienmärkte, und nicht zuletzt für seine eigene Wiederwahlstrategie.
Doch die Fed bleibt offiziell unabhängig, sie folgt ihrem Mandat: Preisstabilität sichern und Vollbeschäftigung anstreben. Gerade dieser Dualismus zwingt Powell und seine Gouverneure, genauer hinzusehen.
Arbeitsmarkt als Wendepunkt
Die große Überraschung kam mit dem jüngsten Jobbericht. Erstmals seit Langem enttäuschte die Entwicklung: weniger neue Stellen, revidierte Vormonatswerte, eine steigende Arbeitslosenquote. Prompt preisten die Märkte eine Zinssenkung von 0,25 Prozentpunkten für die September-Sitzung fast vollständig ein.
Für Investoren klang das wie ein Befreiungsschlag – nach fast zwei Jahren eines Leitzinsniveaus zwischen 4,25 und 4,5 Prozent.
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Doch die Euphorie könnte verfrüht sein. Zwar schwächelt die Nachfrage nach Arbeitskräften, doch gleichzeitig haben seit dem Frühjahr mehr als 800.000 im Ausland geborene Arbeitskräfte den US-Arbeitsmarkt verlassen.
Das Angebot an Arbeitskräften ist also ebenfalls geschrumpft – ein statistischer Effekt, der die Schwäche am Arbeitsmarkt weniger eindeutig erscheinen lässt.
Historischer Dissens in der Fed
Die Abstimmung beim letzten Zinsentscheid war alles andere als Routine. Zwei Gouverneure sprachen sich für eine sofortige Senkung aus – ein seltenes Signal in der traditionell geschlossenen Institution.
Das letzte Mal, dass gleich zwei Abweichler gegen die Mehrheit stimmten, war 1993. Solche Differenzen zeigen, wie groß die Unsicherheit im Gremium inzwischen ist.

Inflation gibt Spielraum, aber nicht Sicherheit
Für eine Zinssenkung spricht, dass die Inflation im Juli trotz der von Trump verhängten Zölle nicht anzog. Normalerweise gilt protektionistische Handelspolitik als Preistreiber.
Diesmal blieb das Störfeuer aus. Dennoch ist das Risiko einer neuen Inflationswelle nicht vom Tisch – gerade in einem Umfeld, in dem die US-Staatsverschuldung auf fast 37 Billionen Dollar angewachsen ist und allein die Zinslast jährlich über 1,2 Billionen Dollar beträgt.
Bank of America warnt vor Übermut
Ein Ökonomenteam der Bank of America rät Anlegern deshalb zur Vorsicht. Ihre Einschätzung: Die Fed wird am aktuellen Niveau womöglich noch bis 2026 festhalten. Denn die Binnennachfrage zeigt keine klare Schwäche.
Die Auswertungen von BofA zu Kredit- und Debitkartenumsätzen deuten sogar auf steigende Konsumausgaben hin – ein klares Signal, dass die US-Wirtschaft robuster ist, als es die Schlagzeilen vermuten lassen.
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