22. Oktober, 2024

Wirtschaft

Zentralbanken: Vorsicht vor verfrühten Zinsanpassungen

Zentralbanken: Vorsicht vor verfrühten Zinsanpassungen

Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) hat Zentralbanken weltweit davor gewarnt, die Zinssätze zu früh zu senken. Eine verfrühte Lockerung der Geldpolitik könnte die Inflation erneut anheizen, so die Basler Institution in ihrem aktuellen Jahresbericht. Trotz der beobachteten Abkühlung der Inflation und einer robusten Wirtschaftsentwicklung, sollte ein "hoher Maßstab" für politisches Handeln angesetzt werden.

Wichtige Wachstumsbereiche wie Dienstleistungen und Löhne sind potenzielle Herde für ein Wiederaufflammen der Inflation. Zudem ist es essenziell, den Spielraum für zukünftige Zinssenkungen zu bewahren, falls ein wirtschaftlicher Abschwung eintreten sollte.

Die BIZ betont, dass das Finanzsystem weiterhin empfindlich auf hohe Staatsverschuldung und sinkende Preise für Gewerbeimmobilien reagiert. Ein verfrühtes Nachgeben könnte die Glaubwürdigkeit der Zentralbanken untergraben und kostspielige Korrekturen nach sich ziehen.

Historisch gesehen wurden die US-Notenbank und die Europäische Zentralbank dafür kritisiert, nicht rechtzeitig auf Lieferkettenstörungen und steigende Energiepreise in den Jahren 2021 und 2022 reagiert zu haben. Die darauffolgende straffe Zinspolitik wurde jedoch dafür gelobt, die Glaubwürdigkeit der Zentralbanken zu stärken und eine langfristige Hochinflationsphase zu verhindern.

Trotz eines Rückgangs der Inflationsraten bleibt diese in vielen Regionen, insbesondere in den USA und der Eurozone, über den zentralbanklichen Zielwerten. In Teilen Ostasiens, wie etwa China, ist die Inflation dagegen moderater.

Die BIZ betont die Notwendigkeit einer vollständigen "Behandlung" der Inflation, ähnlich einer Antibiotika-Kur. Ein zu schnelles Zurückführen der Zinspolitik könnte die Preisstabilität gefährden. Besonders problematisch wären Schwächen in den öffentlichen Finanzen, niedriges Produktivitätswachstum und anhaltende Inflationskräfte.

Wichtige Beobachtungspunkte bleiben die Preise für Dienstleistungen und Reallöhne gegenüber den Warenpreisen, die nach wie vor unter dem Vor-Pandemie-Niveau liegen. Ein schnelles Aufholen dieser Preise könnte substanzielle Inflationsdrucke verursachen.

Die BIZ prognostiziert, dass das Wiedererlangen der Kaufkraft der Arbeitnehmer bis zu 1,5 Prozentpunkte zur Inflation in der Eurozone im Jahr 2026 beitragen könnte. Eine schnellere Anpassung der Löhne könnte diesen Wert sogar noch erhöhen.

Auch die Fiskalpolitik müsse straff bleiben, um die Inflation nicht zusätzlich zu befeuern. Sinkende Exportpreise und eine schwächere Nachfrage in China hätten zwar zu einem Rückgang der Importpreisinflation beigetragen, doch die öffentlichen Schulden bleiben ein kritischer Indikator.

Ein besonders riskantes Feld ist der Gewerbeimmobilienmarkt, der durch sowohl zyklische als auch strukturelle Herausforderungen belastet ist. Ein Einbruch der Immobilienwerte könnte die Kreditvergabe und das Bruttoinlandsprodukt der fortgeschrittenen Volkswirtschaften erheblich beeinträchtigen.