27. Juli, 2024

Wirtschaft

Zeitumstellung als wirtschaftlich durchdachte Tradition

Zeitumstellung als wirtschaftlich durchdachte Tradition

Die regelmäßige Uhrenumstellung zwischen Winter- und Sommerzeit bleibt ein heiß diskutiertes Thema in Deutschland, jedoch mit unerwarteten Befürwortern. Laut Nicolas Ziebarth, Wirtschaftsprofessor an der Universität Mannheim, kann der halbjährliche Rhythmuswechsel durchaus seine Vorteile haben. Dies teilte er der Deutschen Presse-Agentur in seiner Funktion als Leiter des Forschungsbereichs am Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung mit. Obschon gesundheitliche Aspekte sowohl positive als auch negative Folgen zeigen, lässt sich das Ausmaß letzterer mit entsprechenden Anpassungen im Alltagsleben minimieren.

Die Rolle der Arbeitgeber und Bildungsinstitutionen kommt hier ins Spiel. Empfohlen wird ein verspäteter Start in Schule und Beruf besonders in der Woche nach der Zeitumstellung, was insbesondere Jugendlichen zugutekommen dürfte. Ziebarth hebt hervor, dass es nicht nur um Anpassung an die Zeitumstellung geht, sondern dass generell die Leistungsfähigkeit von Teenagern durch einen späteren Tagesbeginn in Schule und Ausbildung profitieren könne.

Die europaweite Meinung zu dem Thema ist keineswegs einheitlich. Eine Befragung durch die EU-Kommission im Jahr 2018 ergab, dass sich eine Mehrheit von 84 Prozent gegen die Zeitumstellung aussprach, allerdings muss man berücksichtigen, dass es sich um eine nicht-repräsentative Umfrage handelte. Für eine mögliche Abschaffung ist trotzdem eine gemeinsame Entscheidungsfindung der EU-Staaten erforderlich: Sollte dauerhaft Sommer- oder Winterzeit gelten? Aktuell ist diese Frage aufgrund fehlenden Konsenses auf europäischer Ebene nicht weiter verfolgt worden, auch nicht von der aktuellen belgischen EU-Ratspräsidentschaft, wie auf Anfrage bestätigt wurde. Der Kerngedanke hinter der 1980 neuerlich eingeführten Zeitumstellung war die effektivere Nutzung des Tageslichts.

Professor Ziebarth erörtert auch die spezifischen Konsequenzen einer allfälligen permanenten Zeitumstellung. Beispielsweise würde eine stetige Winterzeit in Frankfurt am Main bereits zu einem Sonnenaufgang um 4:15 Uhr am längsten Tag des Jahres führen, während bei einer Beibehaltung der Sommerzeit die Sonne am kürzesten Tag erst um 9:22 Uhr aufginge.