02. August, 2025

Quartalszahlen

Warum adidas trotz Gewinnsprung unter Druck gerät

Quartalsgewinn auf Rekordhöhe, aber Anleger reagieren nervös: US-Zölle, globale Unsicherheit und fehlende Zielanhebung bremsen die Euphorie – die Aktie bricht um über 8 % ein.

Warum adidas trotz Gewinnsprung unter Druck gerät
Robust, aber zögerlich: Der operative Gewinn stieg im Q2 um 58 %, doch der erhoffte Ausblick blieb aus – das verunsicherte Investoren und drückte den Kurs um über 8 %.

Umsatz stark, Aktie schwach

Der DAX-Konzern adidas hat im zweiten Quartal 2025 zwar beeindruckende Zahlen vorgelegt: Der währungsbereinigte Umsatz stieg um 12 % auf 5,95 Milliarden Euro, das operative Ergebnis legte von 346 auf 546 Millionen Euro zu. Die operative Marge kletterte auf 9,2 %, nach 5,9 % im Vorjahr.

Quelle: Eulerpool

Auch die Bruttomarge verbesserte sich deutlich auf 51,7 %. Und doch rutschte die Aktie am Tag der Veröffentlichung um mehr als 8 % ab – der größte Tagesverlust seit dem Frühjahr.

Quelle: Eulerpool

US-Zölle als unberechenbare Variable

Der Grund für den Abverkauf liegt weniger in den Zahlen selbst als in der Unsicherheit, die über ihnen schwebt. adidas-Chef Björn Gulden sprach von Belastungen in zweistelliger Millionenhöhe bereits im Quartal – und prognostizierte weitere Kosten von bis zu 200 Millionen Euro im weiteren Jahresverlauf, sollte es bei den angekündigten US-Zöllen bleiben.

Gerade für einen Konzern, der 92 % seiner Produktion in Asien fertigt – viel davon in Vietnam, Indonesien und China – sind die neuen Handelshemmnisse ein unkalkulierbares Risiko.

Quelle: Eulerpool

Keine Zielanhebung trotz Dynamik

Zwar bestätigte adidas die Jahresziele: ein währungsbereinigtes Umsatzwachstum im hohen einstelligen Prozentbereich und ein operativer Gewinn von 1,7 bis 1,8 Milliarden Euro.

Doch viele Anleger hatten auf mehr gehofft – auf eine Anhebung der Prognose nach zwei starken Quartalen. Die blieb aus. „Nicht sehr umsichtig“, so Gulden, angesichts weltweiter Volatilität.

Markt enttäuscht, Analysten uneins

Während die Deutsche Bank die Aktie nach den Zahlen mit Kursziel 270 Euro auf „Buy“ belässt, sieht Jefferies keine großen Impulse und bleibt bei „Hold“.

Besonders kritisiert wurden schwache Umsätze in Europa sowie der enttäuschende Lagerabbau. JPMorgan verwies auf die schleppende Entwicklung außerhalb der Yeezy-Linie.

USA als Sorgenkind und Hoffnung zugleich

Die USA bleiben für adidas zentral. Aber Gulden gibt zu: „Wir haben dort nicht immer einen guten Job gemacht.“ Jetzt will man mit neuen Produkten und besserem Management punkten. Preise sollen in den USA zwar eventuell steigen – aber nur vorsichtig. „Wir werden nicht die Ersten sein, die erhöhen.“

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