Ein Quartal mit Signalwirkung
Als Xpeng am Dienstagmorgen in New York seine Zahlen vorlegte, war selbst in Hongkong kurz das Staunen groß. Ein Nettoverlust war erwartet worden – ein Gewinn kam. Der Umsatz? Mehr als verdoppelt.
Und das in einem Marktumfeld, das für chinesische E-Autohersteller zuletzt alles andere als freundlich war. Doch Xpeng trotzt den Branchenzweifeln – zumindest vorerst.
Konkret meldete der Tesla-Rivale im zweiten Quartal ein Ergebnis je Aktie (EPS) von 0,48 Renminbi, nachdem Analysten im Schnitt mit einem Verlust von 0,756 Renminbi gerechnet hatten.
Zum Vergleich: Vor einem Jahr stand unter dem Strich noch ein Minus von 1,28 RMB. Auch beim Umsatz konnte Xpeng deutlich zulegen – von 8,11 Milliarden RMB im Vorjahreszeitraum auf nun 18,27 Milliarden RMB. Die Erwartungen der Analysten lagen mit 17,95 Milliarden RMB darunter.
Anleger reagierten prompt. Die Aktie legte im vorbörslichen US-Handel auf 19,99 Dollar zu – ein Plus von 0,45 Prozent.
Die Rückkehr der Hoffnung – oder eine Momentaufnahme?
Die Euphorie über die Zahlen ist verständlich. Xpeng galt lange als einer der vielversprechendsten E-Auto-Start-ups Chinas – doch die letzten Jahre waren geprägt von Verlusten, Produktionsproblemen und scharfer Konkurrenz, sowohl von innen (BYD, Nio) als auch von außen (Tesla, Hyundai, VW). Dass das Unternehmen nun operativ wieder Boden gutmacht, ist nicht selbstverständlich – und auch nicht nur dem Marktumfeld geschuldet.
Denn während andere auf Volumen setzen, hat Xpeng sein Geschäftsmodell leise, aber deutlich umgebaut: Weg vom aggressiven Preiskampf, hin zu höheren Margen, Softwareintegration und neuen Partnern wie Volkswagen. Die Zusammenarbeit mit dem deutschen Autobauer, der Anfang 2024 einen Milliardenbetrag in Xpeng investierte, zeigt nun erste Wirkung – technologisch wie finanziell.
Das neue Xpeng: Kooperation statt Konfrontation
VW und Xpeng entwickeln seit Monaten gemeinsam eine neue Fahrzeugplattform. Das Ziel: E-Autos, die in China verkauft werden können, ohne gegen staatlich bevorzugte Anbieter wie BYD zu verlieren. Der Deal hatte zwei Effekte: frisches Kapital – und neue Glaubwürdigkeit. Denn wer von Wolfsburg hofiert wird, steht nicht mehr nur im Schatten von Elon Musk.
Gleichzeitig investierte Xpeng stark in autonomes Fahren und die hauseigene Softwareplattform „Xmart OS“. Damit will das Unternehmen sich von der Hardware-Konkurrenz abheben – ein kluger, aber kostspieliger Schritt. Dass diese Strategie nun erstmals zu einem positiven EPS führt, ist ein starkes Signal.
Keine Entwarnung für die Konkurrenz – aber auch kein Freifahrtschein
Während Tesla zuletzt mit sinkenden Margen zu kämpfen hatte und in China mit Preisnachlässen lockt, schafft Xpeng den Turnaround ohne Rabattschlacht. Doch Vorsicht: Ein Quartal macht noch keinen Trend. Die Nachfrage in China bleibt volatil, staatliche Eingriffe sind jederzeit möglich – und geopolitische Spannungen können den Export bremsen.
Auch die hohe Abhängigkeit vom chinesischen Heimatmarkt bleibt eine Achillesferse. Zwar plant Xpeng eine Expansion in weitere asiatische Märkte und Europa, doch der Weg dahin ist steinig. In Deutschland etwa kämpft der Konkurrent Nio mit schleppendem Absatz – obwohl das Produkt stimmt. Kunden kaufen eben nicht nur Technik, sondern Vertrauen. Und das ist im Westen gegenüber chinesischen Herstellern weiterhin begrenzt.
Investoren reagieren – die Fragen bleiben
Die Börse nimmt den Gewinn zur Kenntnis, aber ohne große Euphorie. Das Plus von 0,45 Prozent ist freundlich – mehr nicht. Zu oft haben Investoren sich in den letzten Jahren die Finger an chinesischen E-Auto-Aktien verbrannt. Evergrande, WM Motor und auch Nio stehen für Boom und Bust – und Xpeng war lange gefährlich nah dran.
Entscheidend wird sein, ob das Unternehmen den positiven Trend im dritten Quartal bestätigen kann. Analysten dürften nun ihre Modelle anpassen, doch die Skepsis bleibt – gerade bei US-Investoren, die seit dem Delisting-Debakel bei Didi vorsichtiger geworden sind.
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