30. Mai, 2025

Quartalszahlen

Xiaomi überrascht mit Gewinnsprung – und überholt Tesla

Der Elektronikkonzern aus China meldet einen satten Gewinnanstieg und setzt seine Expansion im E-Auto-Geschäft fort. Die SU7-Limousine verkauft sich besser als Teslas Model 3 – und das ist erst der Anfang.

Xiaomi überrascht mit Gewinnsprung – und überholt Tesla
Mit über 75.000 ausgelieferten SU7-Fahrzeugen im ersten Quartal überholt Xiaomi in China erstmals Teslas Model 3 – die E-Auto-Offensive ist gestartet, bleibt aber vorerst defizitär.

Smartphones, Autos, Gewinne – Xiaomi dreht auf

Während viele Tech-Konzerne mit Konjunktur- oder Lieferkettenproblemen zu kämpfen haben, liefert Xiaomi in Serie gute Nachrichten. Im ersten Quartal 2025 kletterte der Umsatz des Konzerns um satte 47,4 % auf 111,3 Milliarden Yuan (13,6 Mrd. USD).

Quelle: Eulerpool

Noch beeindruckender fiel der bereinigte Nettogewinn aus: plus 64,5 % auf 10,7 Milliarden Yuan. Damit übertraf Xiaomi gleich bei beiden Kennzahlen die Analystenerwartungen deutlich.

Der Wachstumstreiber? Nicht mehr nur das Smartphone-Geschäft – sondern zunehmend die Automobilproduktion. Mit der SU7-Limousine hat Xiaomi im Heimatmarkt China Tesla erstmals ernsthaft unter Druck gesetzt.

Quelle: Eulerpool

Elektroauto-Sparte: Noch defizitär, aber strategisch entscheidend

75.869 ausgelieferte Fahrzeuge in drei Monaten – das ist für einen Newcomer bemerkenswert. Noch beachtlicher ist: Das Model SU7 hat sich im ersten Quartal besser verkauft als Teslas Model 3 – in China ein kleiner Prestigeerdrutsch.

Xiaomi meldet für die E-Autosparte 18,1 Milliarden Yuan Umsatz – der operative Verlust liegt bei vergleichsweise moderaten 0,5 Milliarden Yuan.

Für Xiaomi ist das verkraftbar. Der Konzern investiert bewusst in Marktanteile und Produktionskapazitäten – mit einem Modell, das designtechnisch punktet, technisch überzeugt und preislich unter der Konkurrenz liegt.

Dass nun mit dem YU7 ein weiterer Tesla-Konkurrent angekündigt wurde, zementiert die Ambitionen: Xiaomi will nicht nur mitspielen, sondern Maßstäbe setzen.

Quelle: Eulerpool

Vom Smartphone zur Plattform: Xiomis Strategie greift

Xiaomis Geschäftsmodell war nie auf das Smartphone beschränkt. Schon früh positionierte sich das Unternehmen als Tech-Plattform – mit einem Ökosystem aus vernetzten Geräten, Softwarediensten und Hardware zu günstigen Preisen.

Die E-Auto-Offensive ist der konsequente nächste Schritt: ein vernetztes Fahrzeug, eingebettet in die digitale Infrastruktur des Konzerns – inklusive MIUI-System, IoT-Kompatibilität und Cloud-Diensten.

Xiaomi-Chef Lei Jun hatte früh erklärt, das Auto werde das „größte mobile Smart Device“. Inzwischen lässt das Unternehmen den Worten Taten folgen – und das mit bemerkenswerter Geschwindigkeit.

Profitabilität aus der Balance – aber strategisch gewollt

Dass Xiaomi mit seinen E-Autos noch Verluste schreibt, ist Teil der Strategie. Der Konzern kann sich das leisten: Dank der profitablen Smartphone- und IoT-Sparte fließen genug Mittel, um die defizitäre Expansion zu tragen. Die Dynamik erinnert an das frühe Amazon – lange rote Zahlen, aber konsequent wachsende Marktanteile.

Noch in diesem Jahr will Xiaomi die Produktionskapazitäten für SU7 und YU7 deutlich hochfahren. Die internationale Expansion steht ebenfalls bevor – zunächst in ausgewählten asiatischen Märkten, mittelfristig auch in Europa.

Wenn das gelingt, könnte Xiaomi zum ernsthaften Herausforderer der etablierten Autobauer werden – und zur Tech-Firma mit der stärksten vertikalen Integration auf dem Markt.

Xiaomi zeigt, wie China Industriepolitik denkt

Was Xiaomi da betreibt, ist nicht nur eine unternehmerische Erfolgsgeschichte, sondern auch ein Paradebeispiel chinesischer Industriepolitik. Die enge Verzahnung von Technologie, staatlicher Förderung und strategischem Langfristdenken zahlt sich aus – während westliche Hersteller oft mit Plattform-Fragmentierung und Renditedruck kämpfen.

Tesla spürt das bereits am Absatz. Westliche Investoren tun gut daran, Xiaomi nicht mehr nur als Smartphone-Hersteller wahrzunehmen. Der Konzern ist auf dem Weg, eine chinesische Version von Apple und BYD in einem zu werden – und das zu einem Bruchteil der Bewertung.

Ein Konzern auf der Überholspur

Während viele große Hersteller vor dem Strukturwandel im Automarkt kapitulieren oder zögern, setzt Xiaomi kompromisslos auf Tempo. Die jüngsten Quartalszahlen belegen: Die Kombination aus Elektronik-Exzellenz, aggressiver Preisstrategie und Plattformstrategie funktioniert – auch im Fahrzeugbau.

Was noch vor wenigen Jahren wie ein PR-Gag klang, hat sich zur ernstzunehmenden Industrievision entwickelt. Xiaomi macht Ernst. Und für die Konkurrenz wird es eng.