Der deutschen Bauwirtschaft steht eine herausfordernde Zukunft bevor, insbesondere im Bereich des Wohnungsbaus. Die europäische Bauforschungsgruppe Euroconstruct hat jüngst eine Prognose veröffentlicht, die einen anhaltenden Rückgang bei den Wohnungsfertigstellungen bis 2027 voraussieht. Waren es im vergangenen Jahr noch rund 250.000 neue Wohnungen, wird für dieses Jahr lediglich mit 205.000 Fertigstellungen gerechnet. Bis 2027 könnte diese Zahl auf 165.000 weiter sinken.
Deutschland nimmt damit im europäischen Kontext eine besondere Rolle ein: Während für die meisten westeuropäischen Länder eine Erholung des Wohnungsmarkts ab 2026 prognostiziert wird, droht hierzulande ein dramatischer Einbruch um 44 Prozent bis 2027 – ein Wert, der Deutschland zum Schlusslicht macht. Im direkten Vergleich zeigt sich, dass selbst Österreich mit minus 37,3 Prozent einen weniger drastischen Rückgang verzeichnet.
Ein bemerkenswerter Punkt der Euroconstruct-Analyse ist die Aussicht, dass Großbritannien trotz geringerer Bevölkerungszahl Deutschland 2027 im Wohnungsbau übertreffen könnte, mit einem erwarteten Volumen von 210.000 neuen Wohnungen. Die Hauptursache für die schwache Entwicklung in Deutschland sehen Experten wie Ludwig Dorffmeister vom Münchner Ifo-Institut in den hohen Baukosten, die eine rasche Markterholung erschweren. Der Zentralverband des Deutschen Baugewerbes betrachtet die vorliegenden Zahlen mit großer Besorgnis.