03. Mai, 2025

Wo auch Sie von den Zöllen profitieren werden

Die neue Zollpolitik der USA sorgt weltweit für Unruhe – mit überraschenden Folgen für europäische Verbraucher. Von Jeans über Autos bis zu Süßigkeiten: Was jetzt billiger wird. Und was deutlich teurer.

Wo auch Sie von den Zöllen profitieren werden
Brent-Öl bei nur 60 Dollar pro Fass und ein schwacher Dollar sorgen für deutlich fallende Spritpreise – Diesel aktuell unter 1,60 €/Liter.

Apple wird zum Luxusgut – Benzin zur Rabattsensation

Während Autofahrer an deutschen Tankstellen so günstig wie seit Monaten nicht mehr tanken, müssen sich Käufer von US-Techprodukten auf Preisschocks einstellen: Die neuen US-Zölle verändern nicht nur den internationalen Handel – sie könnten auch das Konsumverhalten hierzulande komplett umkrempeln. Besonders hart trifft es amerikanische Marken wie Apple und Levi’s.

Erste Berechnungen zeigen: iPhones könnten durch die neuen Importzölle in den USA um bis zu 46 Prozent teurer werden. Ein Preisniveau, das sich bei europäischen Ablegern langfristig ebenfalls bemerkbar machen könnte.

Das iPhone als Symbol der Zollspirale

Lange galten Apple-Produkte als globales Standardgut mit vergleichbarer Preisstruktur. Doch das könnte sich ändern. Sollte Apple die höheren Importkosten aus China nicht allein in den USA abfangen können, wäre eine Preisanpassung auf dem europäischen Markt eine denkbare Folge – auch wenn Ökonomen wie Andreas Baur vom Ifo-Institut darauf hinweisen, dass Apple „deutlich größere preisliche Flexibilität“ besitze als andere Konzerne.

Dennoch: Eine Preisexplosion auf 2300 Euro für ein Top-iPhone wäre für viele Käufer schlicht ein Ausschlusskriterium.

Jeans-Hersteller auf Rückzug, China verliert Absatzmärkte

Auch bei Alltagsprodukten wie Mode zeichnen sich Veränderungen ab. Jeans – insbesondere von US-Marken wie Levi’s – könnten künftig teurer oder seltener in Europa auftauchen.

Wenn US-Marken wie Levi’s ihre Preise an das Zollniveau im Heimatmarkt anpassen, drohen auch in Europa höhere Kosten für Verbraucher.

Die Erklärung ist einfach: China, weltweit größter Textilproduzent, wird von den US-Zöllen besonders hart getroffen. Unternehmen ziehen sich zurück, Lieferketten geraten unter Druck.

Das Kieler Institut für Weltwirtschaft warnt: Wenn US-Marken versuchen, ihre Margen zu retten, könnte das in Europa zu höheren Endkundenpreisen führen – oder zur Verlagerung der Produktion nach Südostasien.

Süßigkeiten mit bitterem Beigeschmack

Mandeln aus Kalifornien sind für viele Riegel, Pralinen und Marzipanprodukte in Deutschland essenziell. Doch genau hier drohen Engpässe.

Der Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie schlägt Alarm: Sollte die EU mit Gegenzöllen auf US-Agrarprodukte reagieren – was sich abzeichnet –, könnte sich die Auswahl in Supermärkten spürbar verringern.

Preislich sei Spielraum nach oben zwar begrenzt, so die Einschätzung des HWWI. Doch sinkende Vielfalt dürfte für viele Verbraucher mindestens genauso spürbar sein.

Trump-Zölle auf Autos? Preisschock bleibt (noch) aus

Die Diskussion um Autozölle weckt Erinnerungen an 2019 – als Trump erstmals Strafzölle auf deutsche Pkw ins Spiel brachte. Doch dieses Mal halten sich die Auswirkungen bisher in Grenzen.

Laut Holger Görg vom IfW werden Hersteller eher versuchen, Preise stabil zu halten, um wettbewerbsfähig zu bleiben – auch auf Kosten der eigenen Marge. Der Grund: Ein zu starker Preisanstieg könnte die Nachfrage nach US-Fahrzeugen einbrechen lassen. Das nutzen europäische Hersteller aus – allerdings ohne die Preise automatisch anzuheben. Noch.

Zölle machen Tanken günstiger – vorerst

Die paradoxeste Folge der neuen Zollpolitik: fallende Ölpreise. Die Börsen reagieren verschnupft auf die zunehmende Unsicherheit, die Opec erhöht gleichzeitig das Fördervolumen – das Ergebnis: ein Fass Öl kostet derzeit nur 60 Dollar.

Zusammen mit dem schwächelnden Dollar ergibt sich daraus eine spürbare Entlastung für europäische Autofahrer. Diesel unter 1,60 Euro, Superbenzin unter 1,70 – ein Preisniveau, das sich im Frühjahr 2025 kaum jemand aus der Branche zu prognostizieren getraut hätte.

Was bedeutet das alles für Verbraucher in Deutschland?

Kurz gesagt: Die Schere geht auseinander. Während Energie günstiger wird, verteuern sich importierte Markenprodukte – vor allem aus den USA. Gleichzeitig könnte die Auswahl im Supermarkt und im Bekleidungshandel schrumpfen. Politisch bleibt die Lage volatil.

Die EU plant Gegenzölle, diskutiert erneut über eine Digitalsteuer – möglicherweise auch für Streamingdienste und Software-Abos. Noch sind viele Maßnahmen in Vorbereitung. Doch eins ist sicher: Die Zeit, in der Globalisierung reibungslos funktionierte, ist vorbei.

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