22. Oktober, 2024

Wirtschaft

Wirecard-Skandal: Frühwarnungen der Commerzbank blieben ungehört

Wirecard-Skandal: Frühwarnungen der Commerzbank blieben ungehört

Im Wirecard-Skandal zeigte sich erneut, wie alarmierende Hinweise auf kriminelle Aktivitäten ungenutzt verpufften. Die Commerzbank hatte bereits über ein Jahr vor dem Kollaps des Finanzdienstleisters konkrete Verdachtsmomente gemeldet. Diese umfassten verdächtige Überweisungen in Höhe von 350 Millionen Euro, bei denen 19 Wirecard-Partnerfirmen allesamt in einem einzigen Gebäude in Singapur residierten. Die dort ansässigen Firmen wiesen sowohl identische Adressen als auch personelle Überschneidungen auf, was auf ein Geflecht von Scheinfirmen hindeutete.

Trotz der Weiterleitung dieser brisanten Informationen an die für Finanzkriminalität zuständige Bundesbehörde FIU und die Finanzaufsicht Bafin, blieb jegliche Reaktion aus. Die Commerzbank beschloss im Frühjahr 2019, in Anbetracht der schwerwiegenden Verdachtsmomente, einen „soft exit“ aus der Geschäftsbeziehung mit Wirecard. Doch die Bemühungen, sich aus der Kreditverpflichtung von 1,75 Milliarden Euro zurückzuziehen, scheiterten und liefen ins Leere, als Wirecard letztlich im Sommer 2020 insolvent ging.

Ein Verkauf des Kreditengagements war angesichts des aufgekommenen Verdachts nicht trivial. Zudem war die Ausgangslage verzwickt: Die Bafin und die Justiz prüften zu der Zeit eher, ob Wirecard selbst Opfer von kriminellen Aktienspekulanten sei. Die Commerzbank hätte mit einem „weichen Ausstieg“ ein Novum in ihrer Unternehmensgeschichte gesetzt. Doch angesichts fehlender Rückmeldungen und der Unsicherheit der korrekten Beurteilung verblieb die Bank bis zum Zusammenbruch in der Geschäftsbeziehung.

Die gerichts bekannte Anklage sieht im früheren Wirecard-Vorstandschef Markus Braun und seinen Mitangeklagten systematische Betrügereien gegenüber Banken. Über 1,6 Milliarden Euro sollen letztlich verloren gegangen sein. Braun bestreitet weiterhin alle Anklagepunkte.

Die Geschichte enthüllt nicht nur ein Versagen der Bankenaufsicht, sondern auch die Risiken, die selbst etablierte Kreditinstitute wie die Commerzbank in großen Finanzskandalen treffen können.