17. Juli, 2025

Unternehmen

Wie TUI den Winter zur Wachstumssaison macht

Mit dem größten Winterprogramm der Unternehmensgeschichte, 20 neuen Hotels und einer klaren Expansion in Richtung Osteuropa rüstet sich TUI für die nächste Reisewelle. Die Aktie reagiert vorsichtig – doch strategisch ist die Richtung eindeutig.

Wie TUI den Winter zur Wachstumssaison macht
20 neue Hotels, viele davon in Eigenregie: TUI baut gezielt Kapazitäten auf, um unabhängiger von Drittanbietern zu werden – und hofft auf höhere Margen bei gleichzeitigem Preisdruck.

Ein Winter voller Chancen

Keine halben Sachen: TUI startet mit Wucht in die kalte Jahreszeit – zumindest was das Programm betrifft. 41 Reiseziele, 35 Prozent mehr Kinderfreiplätze, neue Flugverbindungen, flexible Langzeitangebote bis nach Thailand – das Winterpaket 2025/26 ist ein strategisches Statement.

Quelle: Eulerpool

Familien stehen im Zentrum der neuen Ausrichtung. Das Ziel: Marktanteile sichern, Kundenbindung stärken, Kapazitäten auslasten.

Wachstum aus dem Osten

Auffällig ist der geografische Fokus: TUI setzt auf Osteuropa – mit besonderem Blick auf Polen. Dort hat sich die Nachfrage vervielfacht, mehr als eine Million Buchungen kamen 2024 allein aus dem Land.

Nun sollen andere Märkte folgen: Tschechien, Ungarn, Rumänien – Regionen mit wachsender Mittelschicht, steigendem Reisebedarf und geringer Marktsättigung. In der Sprache der Touristik bedeutet das: massives Potenzial.

„Polen ist unser Blaupause-Modell“, heißt es aus Konzernkreisen.

Was dort funktioniert, soll nun skaliert werden. Kein Wunder also, dass TUI sein Engagement in der Region massiv ausweitet – mit neuen Vertriebspartnern, lokalen Werbekampagnen und gezielt zugeschnittenen Angeboten.

Quelle: Eulerpool

20 neue Hotels – und ein klarer Kurs

Auch beim eigenen Angebot schraubt TUI an den Kapazitäten. 20 neue Hotels werden ins Portfolio aufgenommen, viele davon familienfreundlich, andere – wie das neue RIU Palace auf Mauritius – gezielt im höherpreisigen Segment angesiedelt. Es ist die klassische Zwei-Säulen-Strategie: breite Masse bedienen, Premium ausbauen.

Dabei bleibt TUI dem Prinzip treu, lieber Eigentum oder Managementverträge zu nutzen als rein auf Vermittlung zu setzen. Das stabilisiert Margen und sichert Kontrolle über Qualität und Angebot. Die Konzernstrategie ist klar: mehr Eigenleistung, weniger Abhängigkeit von Dritten.

Technologie wird zur zweiten Wachstumssäule

Auffällig: Der Digitalisierungsschub bleibt kein Lippenbekenntnis. Die hauseigene Plattform TUI Musement wächst kräftig – 10 Millionen verkaufte „Erlebnisse“ im Jahr 2024 sprechen eine deutliche Sprache. Nun kommen KI-gestützte Angebote hinzu, etwa für personalisierte Reisevorschläge, dynamische Preisgestaltung oder verbesserte Buchungserlebnisse.

Quelle: Eulerpool

TUI investiert sichtbar in die digitale Kundenschnittstelle – auch, um sich vom Wettbewerb abzuheben. Während viele Anbieter noch mit Systembrüchen und unflexiblen Buchungsstrecken kämpfen, will TUI ein nahtloses Erlebnis bieten – vom Familienurlaub über Ausflüge bis zur Rückreise.

Finanziell solide – aber keine Kursrakete

Im operativen Geschäft läuft es ordentlich. 23,2 Milliarden Euro Umsatz, 1,3 Milliarden Euro bereinigtes EBIT – das Geschäftsjahr 2024 hat solide Zahlen geliefert.

Der Aktienkurs reagiert dagegen zurückhaltend: aktuell 7,65 Euro im XETRA-Handel, ein Plus von 0,24 Prozent. Anleger bleiben vorsichtig – vielleicht auch, weil die Konjunkturaussichten in Europa wackeln.

Doch in der Branche zählt weniger das Quartal, sondern das Vertrauen in die Richtung. Und die scheint bei TUI klar: Wachstum über neue Märkte, technologisches Differenzierungspotenzial und eine präzise Zielgruppenstrategie. Familien, Erlebnissuchende, digitale Bucher – das sind die Kundengruppen, auf die man setzt.

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