Ein Hormon macht schlapp
Testosteron ist das zentrale männliche Geschlechtshormon – zuständig für Muskeln, Libido, Energie und Stimmung. Wenn der Pegel fällt, fühlt sich das Leben an wie im Energiesparmodus.
Männer werden träge, nehmen zu, schlafen schlecht, verlieren ihren sexuellen Appetit. Was viele nicht wissen: Zucker spielt dabei eine größere Rolle, als es die Werbung je zugeben würde.
Die italienische Spur: Keine Süßigkeiten, doppeltes Testosteron
In einer Studie in Süditalien wurden 50 Männer drei Monate auf Diät gesetzt – mediterrane Kost, aber komplett ohne Zucker. Alle Teilnehmer litten zuvor unter niedrigen Testosteronwerten und eingeschränkter Fruchtbarkeit, obwohl sie körperlich gesund waren.
Nach zwölf Wochen zeigte sich: Die Hormonwerte verdoppelten sich teilweise. Auch die Qualität der Samenzellen stieg deutlich. Zucker raus – Testosteron rauf.
Zucker stoppt die Produktion – direkt an der Quelle
Hinter dem Effekt steckt ein simpler, aber dramatischer biologischer Mechanismus. Im Hoden sitzen die Leydig-Zellen. Dort wird Testosteron gemacht. Zucker hemmt sie. Gleichzeitig blockiert Zucker das zentrale Hormonzentrum im Gehirn – die Hypophyse. Ergebnis: Die Produktion stockt, das Hormonlevel sackt ab.

„Zucker greift an mehreren Stellen in die Hormonregulation ein“, sagt Hendrik Lehnert, ehemaliger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie. Heute forscht er in Großbritannien – und warnt: Wer regelmäßig Süßes isst, gefährdet sein gesamtes hormonelles Gleichgewicht.
Ein Snickers – und 25 Prozent weniger Testosteron
Wie schnell Zucker wirkt, zeigt eine US-Studie. Forscher in Boston gaben gesunden Männern ein zuckriges Getränk.
Zwei Stunden später war ihr Testosteronwert im Schnitt um ein Viertel gesunken. Bei jedem sechsten Teilnehmer fiel der Wert unter den medizinischen Normbereich. Und das nur wegen einer Portion Zucker – vergleichbar mit 100 Gramm Schokolade.
Fett, Zucker, Hormon-Minus: Der Körper baut ab
Wer regelmäßig Zucker konsumiert, nimmt zu – meist am Bauch. Das Problem: Viszerales Fett produziert ein Enzym namens Aromatase, das Testosteron in Östrogen umwandelt.
Der Körper wird dadurch hormonell „verweiblicht“. Die Folgen reichen von Männerbrüsten bis zu Erektionsproblemen. Der Körper fährt runter. Und das ist kein Einzelfall.
Studien zeigen: Bis zu 40 Prozent übergewichtiger Männer mit Stoffwechselproblemen haben zu wenig Testosteron. Wer da einmal drin ist, kommt schwer wieder raus. Denn: Ein niedriger Testosteronwert fördert wiederum die Fetteinlagerung. Ein Teufelskreis.
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Testosterontherapie bei Diabetes – mit Nebenwirkungen
Bei Männern mit Diabetes setzen einige Ärzte bereits auf Testosteron als Therapie. Mit erstaunlichen Resultaten: In einer Studie mit 356 Patienten verloren diejenigen, die das Hormon zusätzlich zu ihren Medikamenten erhielten, im Schnitt 28 Kilogramm. Auch ihre Blutzucker- und Fettwerte verbesserten sich deutlich.
Aber Vorsicht: Eine solche Therapie gehört in erfahrene Hände. Ohne echten Mangel kann es zu gefährlichen Überdosierungen kommen – etwa an der Prostata oder den Blutgefäßen. Testosteron ist kein Wundermittel, sondern ein Medikament. Und eines mit Nebenwirkungen.
Was Männer selbst tun können
Die bessere Lösung liegt nicht in der Spritze, sondern im Alltag. Wer den Zuckerkonsum reduziert, regelmäßig Krafttraining macht, gut schläft und Stress vermeidet, kann viel erreichen. Das belegen auch die Ergebnisse der italienischen Studie. Die Männer aßen weniger, schliefen besser, fühlten sich fitter.
Krafttraining wirkt doppelt: Es fördert den Muskelaufbau – und das steigert wiederum die Testosteronproduktion. Ideal: Übungen mit Gewichten, bei denen sechs bis zwölf Wiederholungen gerade noch machbar sind. Auch ausreichend Vitamin D, Zink (z. B. in Eiern, Fleisch, Kürbiskernen) und kalte Duschen helfen dem Körper, den natürlichen Hormonspiegel zu stabilisieren.
Mediterran statt Marmeladenbrot
Die beste Ernährung für den Hormonhaushalt: Wenig Zucker, viel Gemüse, Fisch, Nüsse, Olivenöl. Raffinierte Kohlenhydrate wie Weißbrot, Süßigkeiten oder Limonade sollten wegfallen – sie treiben nicht nur den Blutzucker hoch, sondern auch die Entzündungswerte.
Wer das geschafft hat, lebt hormonell ruhiger – und oft auch selbstbewusster. Denn mit einem stabilen Testosteronspiegel kommt meist auch die Lust auf Bewegung, Aktivität und Leben zurück. Und das ist mehr wert als jede Diät.
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