Roboter statt Fachkräfte
Trump predigt seit Jahren die Rückverlagerung der Produktion in die USA. Die Realität: Fabriken entstehen, aber Arbeitskräfte fehlen. Laut Schätzungen fehlen der US-Industrie in den nächsten Jahren bis zu 3,8 Millionen Fachkräfte.
Genau hier setzt RobCo an – mit Robotern, die nicht monatelang geplant, sondern im Abo gebucht werden können. Ein Ansatz, der Produktionslücken schließen soll, ohne auf Zuwanderung zu setzen.

Risiko als DNA
Roman Hölzl, einst Freestyle-Skifahrer, gründete RobCo 2020 mit zwei Kommilitonen von der TU München. Das Konto war oft leer, die Aufträge rar. Doch die Gründer hielten durch.
Heute beschäftigt RobCo 130 Mitarbeitende, ein Drittel des Umsatzes stammt bereits aus den USA. Der Unternehmergeist des Gründers ist geprägt von Sportmentalität: hinfallen, aufstehen, weiterfahren.
Expansion im Sturztempo
Während andere Start-ups mühsam Vertriebspartner suchen, entschied sich RobCo für eine Übernahme: Rapid Robotics, ein kalifornischer Anbieter, wurde kurzerhand integriert.
Statt langsam zu wachsen, hatte RobCo über Nacht ein Team, zwei Dutzend Kunden und Aufträge in 14 Bundesstaaten. In Austin entstehen Montagewerke, von San Francisco aus werden Vertrieb und Support gesteuert.
Triple-A als Erfolgsrezept
Hölzl fasst seine Strategie in drei Worten: adaptable, autonomous, affordable.
- Adaptable: Vier Module genügen, um über hundert Roboterkonfigurationen aufzubauen.
- Autonomous: Ein digitaler Zwilling verhindert Kollisionen und optimiert Prozesse.
- Affordable: Statt sechsstelliger Investitionen zahlen Kunden monatlich im vierstelligen Bereich – Roboterarbeit als Service.

Apple trifft Amazon
RobCo versteht sich als Bruch mit alten Marktlogiken. Bisher trennten sich Hersteller wie KUKA oder ABB von Systemintegratoren, die Anpassungen teuer und langsam realisierten. RobCo bietet beides: Hardware und Software.
„Wir verkaufen Arbeit, nicht Maschinen“, sagt Hölzl.
Der Vergleich mit Amazon Web Services liegt nahe: Produktivität auf Abruf, skalierbar wie Cloud-Server.
Kundenbeispiele aus den USA
- Fabexco (Nevada): Ultraschallschweißen mit „Kleinem Klaus“.
- Dyna Energetics (Texas): Verpackung von Sprengsystemen durch „Dynamische Daniels“.
- Wildpack Beverage (Maryland): „Fitte Fridas“ sortieren Getränkedosen.
Investoren setzen auf Tempo
Mit Sequoia und Lightspeed stehen zwei der einflussreichsten VCs des Silicon Valley hinter RobCo. Über 60 Millionen Dollar flossen bisher. Doch die Erwartungen sind hoch: Kann ein deutsches Start-up mit vier Modulen die Vielfalt der US-Industrie abdecken? Hölzl kontert selbstbewusst: „Wir können jederzeit zwischen Wachstum und Profitabilität umschalten.“
Deutsche Präzision, amerikanisches Tempo
RobCo bleibt mit Sitz in München verwurzelt, expandiert aber kompromisslos in den US-Markt. Für Hölzl ist es mehr als Geschäft – es ist der Beweis, dass deutsche Forschung und Ingenieurskunst internationale Schlagkraft entwickeln können. „Wir wollen zeigen, dass deutsche Start-ups Weltklasse sein können“, sagt er.
RobCo verkörpert eine seltene Mischung: Münchner Ingenieursgeist trifft auf amerikanische Risikobereitschaft. Während viele in Trumps „Made in America“-Agenda nur politische Rhetorik sehen, liefert RobCo Maschinen, die den Fachkräftemangel unmittelbar adressieren. Ob es reicht, um sich gegen ABB, Fanuc oder Tesla zu behaupten, ist offen. Aber Hölzl fährt die Abfahrt – und zwar mit vollem Tempo.
