Wer in diesen Wochen in Europas Vorstandsetagen nach "Krisenmodus" fragt, erntet nervöse Blicke. Nicht so bei Burkhard Eling. Der Dachser-Chef denkt längst nicht an Verzicht, sondern an Expansion.
Während Zölle, Handelskonflikte und geopolitische Risiken den Welthandel verunsichern, prescht der Logistikriese aus Memmingen vor.
Mitten in die Unwägbarkeiten hinein investiert Dachser hunderte Millionen Euro in Zukäufe, neue Standorte, Digitalisierung und den Umbau der Flotte. Warum? Weil gerade jetzt die Stunde der Logistik schlägt.
Wachstum im Gegenwind
„Von Krisenmodus sind wir weit entfernt“, sagt Eling. Und tatsächlich: Die Zahlen des ersten Halbjahres 2025 zeigen ein Plus von 6,6 Prozent auf 4,1 Milliarden Euro Umsatz. Organisch liegt das Wachstum zwar nur bei 1,1 Prozent, doch das Fundament steht.
Der Mittelstand, das Rückgrat der deutschen Wirtschaft, zeigt, dass er auch unter rauen Bedingungen wachsen kann – wenn er mutig genug ist.

Logistik als Reaktion auf Zölle und Verwerfungen
Der Umbau der Weltwirtschaft ist spürbar. Die Zollpolitik der USA, mögliche Vergeltungsmaßnahmen Chinas und eine fragmentierte Globalisierung verändern die Warenflüsse.
Doch wo andere Probleme sehen, wittert Dachser Chancen. „Je komplizierter sich die Welt darstellt, desto leistungsfähiger muss unser Netz sein“, so Eling. Damit meint er nicht nur IT und Containerverfolgung, sondern auch strategische Beratung für Kunden, die Produktionen verlagern.
Von Allgäu nach Asien
Vor fast 100 Jahren startete Dachser mit Käse und Milchprodukten. Heute gehört der Konzern mit über 37.000 Mitarbeitern zu den Großen der Branche. Und er will mehr.
Besonders in Nordamerika und Südostasien sieht Eling Expansionspotenzial: Die USA sind bislang unterrepräsentiert, in Kanada fehlt Dachser ganz. In Asien hingegen treiben Vietnam und Indien den Bedarf an Luft- und Seefracht.
400 Millionen für die Zukunft
2025 fließen rund 400 Millionen Euro in neue Standorte, IT-Infrastruktur und nachhaltige Mobilität. Schon 2024 investierte Dachser fast 500 Millionen – antizyklisch, wie Eling betont.
Es geht um mehr als operative Exzellenz: Ziel ist es, Europa mit der Welt zu vernetzen. Dafür wird auch das Hochregallager in Memmingen weiter digitalisiert.
Neue Handelsrouten, alte Probleme
Branchenkenner rechnen bei einer Eskalation der Zollpolitik mit Handelsrückgängen von bis zu 30 Prozent. Trotzdem: Zölle vernichten keine Logistik, sie verändern sie.
Der Trend zur "China+1"-Strategie, bei der Unternehmen Standorte außerhalb Chinas aufbauen, spielt Dachser in die Karten. Das Unternehmen positioniert sich als Navigator in unruhigen Zeiten.
Zwischen Diesel und Digitalisierung
Die eigene Lkw-Flotte wird schrittweise elektrifiziert, doch die Infrastruktur fehlt. Eling fordert klare Leitplanken von der Politik. Parallel will Dachser der "digitalisierteste Logistiker der Welt" werden. Nicht mit Plattform-Hype, sondern durch eigene Systeme, die Warenflüsse effizienter, schneller und transparenter machen.
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