15. Oktober, 2025

Märkte

Wenn Gold und KI im Gleichschritt steigen – was Anleger wirklich fürchten

Der Goldpreis klettert auf Rekordhöhen, während Tech-Aktien wie Nvidia im Rausch der KI-Euphorie neue Allzeithochs markieren. Analysten sehen darin weniger ein Zeichen der Stärke – sondern eine doppelte Wette gegen das Vertrauen in den Boom.

Wenn Gold und KI im Gleichschritt steigen – was Anleger wirklich fürchten
Gold schlägt Staatsanleihen: Die weltweiten Goldreserven der Zentralbanken übersteigen inzwischen den Marktwert von US-Staatsanleihen – ein deutliches Signal für das schwindende Vertrauen in den Dollar.

Zwei Extreme, ein Trend

Normalerweise bewegen sich Gold und Wachstumsaktien in entgegengesetzte Richtungen: Wenn Tech floriert, sinkt die Angst – und Gold verliert an Glanz. Doch 2025 läuft alles anders. Nvidia, der unangefochtene König der Künstlichen Intelligenz, markiert Woche für Woche neue Rekorde. Gleichzeitig durchbricht Gold die Marke von 2.800 Dollar pro Unze – der höchste Stand seit Beginn der Aufzeichnungen.

Was wie ein Widerspruch wirkt, ist laut Analysten ein Signal mit Sprengkraft. Die australische Investmentbank Macquarie spricht von einer „kollektiven Absicherung gegen das Scheitern des KI-Versprechens“. Anleger glauben an die Revolution durch KI – aber sie trauen ihr nicht.

Absicherung gegen den eigenen Optimismus

Hinter der doppelten Rally steckt eine paradoxe Strategie: Investoren wetten auf den Erfolg der KI, aber sie sichern sich gleichzeitig gegen deren Zusammenbruch ab. Gold wird zum Gegengewicht im Portfolio jener, die Milliarden auf Nvidia, Microsoft oder Alphabet setzen.

Denn was, wenn die versprochenen Produktivitätssprünge ausbleiben? Wenn sich die KI-Euphorie als überdehnter Traum entpuppt – ähnlich wie die Dotcom-Blase um die Jahrtausendwende? In diesem Fall, warnen die Macquarie-Analysten, droht kein Absturz der Innovation, sondern eine neue Welle der Inflation. Und genau dagegen, so glauben sie, schützen sich Anleger mit Gold.

140 Prozent in drei Jahren – und kein Ende in Sicht

Seit 2022 hat Gold um rund 140 Prozent zugelegt – fast exakt im Gleichschritt mit dem NASDAQ 100, der dank KI-Werten wie Nvidia, Broadcom und AMD um etwa 124 Prozent stieg. Nie zuvor liefen Risiko- und Sicherheitswerte derart synchron.

Während Tech die Zukunft verkauft, spiegelt Gold das Misstrauen gegenüber ihr. Die Rally der KI-Titel wird gespeist von Wachstumsfantasien, die Gold-Hausse dagegen von Inflationssorgen, geopolitischer Unsicherheit und wachsender Skepsis gegenüber der Geldpolitik.

Zentralbanken folgen der Spur

Nicht nur Privatanleger folgen diesem doppelten Kurs. Auch die Zentralbanken verstärken den Trend. Ihre Goldreserven übersteigen inzwischen – gemessen am Marktwert – erstmals die Bestände an US-Staatsanleihen. Damit setzen sie ein deutliches Signal: Das Vertrauen in die Stabilität westlicher Schuldenmärkte schwindet, während Gold als universeller Wertspeicher wieder an Bedeutung gewinnt.

China und Indien kaufen seit Monaten auf Rekordniveau, auch die Türkei und Russland stocken massiv auf. Parallel dazu laufen in den USA Spekulationen, ob der nächste geldpolitische Schock schon in Sicht ist.

Der gefährlichste Bullenmarkt der Welt

Noch glaubt der Markt an die perfekte Symbiose: KI steigert Produktivität, Gold stabilisiert Vermögen. Doch wenn beides gleichzeitig steigt, dann oft nicht wegen, sondern trotz des Vertrauens in das System.

Die doppelte Rally ist weniger ein Zeichen von Stärke als ein stilles Misstrauensvotum – gegen überzogene Erwartungen, gegen Schuldenpolitik, gegen eine Weltwirtschaft, die auf digitalem Wachstum und realem Zweifel gleichzeitig basiert.

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