30. September, 2025

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Wenn Frauen ans Ruder kommen: Die „Gläserne Klippe“ in deutschen Chefetagen

Deutsche Bahn, Commerzbank, Daimler Truck – auffällig oft übernehmen Frauen in der Krise die Chefrolle. Wissenschaftler sprechen von einem Muster: der Gläsernen Klippe. Doch was bedeutet das für Unternehmen – und für die Karrieren der Managerinnen?

Wenn Frauen ans Ruder kommen: Die „Gläserne Klippe“ in deutschen Chefetagen
Evelyn Palla übernimmt als erste Frau die Deutsche Bahn, die mit Milliardenverlusten, Dauerproblemen im Betrieb und politischem Druck kämpft.

Bahn-Chefin auf schwierigem Terrain

Evelyn Palla ist die erste Frau an der Spitze der Deutschen Bahn. Sie übernimmt einen Konzern, der seit Jahren im Krisenmodus läuft: Milliardenverluste, chronische Verspätungen, politische Dauerbaustellen. Beobachter sehen ihre Berufung als Paradebeispiel für die Theorie der „Gläsernen Klippe“.

Die Logik der Krise

Der Mannheimer Betriebswirtschaftler Max Reinwald hat Daten aus über 26.000 Führungswechseln an US-Börsenunternehmen ausgewertet. Sein Befund: In Krisenzeiten steigt die Wahrscheinlichkeit, dass eine Frau in die Führung berufen wird – von ohnehin niedrigen 5 % auf 7,6 %. „Das klingt gering, ist statistisch aber hoch signifikant“, so Reinwald.

Unternehmen, die stets männlich geführt wurden, nutzen die Berufung einer Frau in der Krise gern als Signal: Wir verändern uns, wir brechen alte Muster auf.

Symbolik und Signalpolitik

Gerade öffentliche Konzerne stehen unter Druck, Veränderungsbereitschaft zu zeigen. Frauen in Spitzenpositionen erfüllen diesen Zweck besonders sichtbar. „Je größer die mediale Aufmerksamkeit, desto stärker wirkt der Effekt der Gläsernen Klippe“, sagt Reinwald.

So auch bei der Bahn, die traditionell von Männern geführt wurde – bis jetzt.

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Stimmen der Skepsis

Die Theorie ist umstritten. Die Allbright Stiftung etwa verweist auf gegenteilige Trends: In der Corona-Krise sei der Frauenanteil in DAX-Vorständen erstmals gesunken. Dann setzten viele Unternehmen lieber auf „bewährte“ männliche Managerprofile: Mitte 50, westdeutsch, Wirtschaftswissenschaftler oder Ingenieur.

Härtere Entscheidungen, weniger Netzwerke

Die Organisation Fidar verweist auf eine andere Erklärung: In Krisen müssen harte Einschnitte erfolgen. Frauen seien oft weniger in alte Netzwerke eingebunden und könnten daher konsequenter handeln. Das mache sie für Aufsichtsräte attraktiv – zumindest solange die Krise anhält.

Kürzere Amtszeiten, hohes Risiko

Studien zeigen allerdings, dass Frauen in Krisenjobs im Schnitt kürzer im Amt bleiben als Männer. Nicht selten folgt nach ihrem Abgang wieder ein männlicher Nachfolger. Damit wird die Gläserne Klippe zur doppelten Hypothek: Die Erwartungen sind hoch, die Fallhöhe ebenso.

Prominente Beispiele

  • Bettina Orlopp, Commerzbank: übernahm inmitten des Übernahmekampfes mit Unicredit.
  • Martina Merz, Thyssenkrupp: führte den Konzern durch eine tiefe Umbruchphase.
  • Martina Buchhauser, Daimler Truck: in einer Restrukturierungsphase geholt.
  • Evelyn Palla, Deutsche Bahn: nun in der wohl schwierigsten deutschen CEO-Position.

Das Muster bleibt

Die Theorie der Gläsernen Klippe ist nicht unumstritten – doch die Liste der Beispiele wächst. Frauen erhalten Spitzenjobs, wenn das Risiko des Scheiterns besonders hoch ist. Für die Betroffenen bedeutet das Sichtbarkeit, Macht – und die ständige Gefahr, schneller wieder abgelöst zu werden.

Das Signal ist klar: Veränderung in der Krise trägt oft ein weibliches Gesicht. Doch ob daraus nachhaltige Macht wird, bleibt offen.

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