23. Mai, 2025

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Weng Fine Art crasht – und Christian W. Röhl gleich mit

Ein Kunst-Tenbagger entpuppt sich als Fass ohne Boden: Nachdem Christian W. Röhl die Aktie öffentlich anpries, zeigen neue Dokumente den Totalverlust – für ihn selbst, und für viele Anleger. Jetzt prüft die BaFin sogar den Aufsichtsrat.

Weng Fine Art crasht – und Christian W. Röhl gleich mit
Börsenguru, YouTube-Star, und (jetzt nur noch ehemaliger) Aufsichtsratschef – sowie mehr als 2 Millionen Euro Verlust. Die WFA-Aktie ist abgestürzt, die BaFin ermittelt. Was ist da schiefgelaufen, Herr Röhl?

Vom Hype zum Totalverlust: Der tiefe Fall einer Kunstaktie

Christian W. Röhl hielt große Stücke auf die Weng Fine Art AG. Öffentlich schwärmte er von der Aktie, und versprach Privatanlegern die Aktie könne ein "Tenbagger" sein. Wer dem "Geheimtipp" von Christian W. Röhl, der mittlerweile als sogenannter "Chief Economist" bei der Neobank Scalable Capital verbleibt, gefolgt ist, hat mittlerweile einen Totalverlust erlitten.

Heute ist davon wenig übrig: Die Aktie ist um 95 % abgestürzt, Röhl hat seine Anteile fast komplett verkauft – mit Millionenverlust.

Quelle: Eulerpool

Die neue Aktionärsstruktur per 31.12.2024 zeigt: Röhl hat offenbar fast alles abgeladen. Und das, obwohl er die Aktie zuvor in YouTube-Videos und Interviews noch als „Top-Investment“ bezeichnete.

Frontrunning, also das öffentliche Anpreisen von Geheimtipps und illiquider Aktien während man gleichzeitig seine eigenen Aktien an die gleichen Privatanleger verkauft, ist in Deutschland eine Straftat. Privatanleger haben mit der Weng Fine Art Aktie Millionen verloren.

Rücktritt, Reue – und jetzt ermittelt die BaFin

Inzwischen ist Röhl als Aufsichtsratsvorsitzender zurückgetreten. Zu spät, sagen viele Anleger. Denn jetzt interessiert sich auch die BaFin für den Fall: Die Finanzaufsicht prüft, ob der Aufsichtsrat – also auch Röhl – bei der Bilanzkontrolle versagt hat. Es geht um potenzielle Pflichtverletzungen nach § 116 AktG.

artnet AG: Fehlerbekanntmachung für den offengelegten Konzernabschluss 2022
Die Finanzaufsicht BaFin hat bei einer stichprobenartigen Prüfung festgestellt, dass der offengelegte Konzernabschluss zum 31. Dezember 2022 der artnet AG fehlerhaft ist.

Der Vorwurf: Warnsignale wurden übersehen, Bilanzprobleme nicht rechtzeitig erkannt. Wer als Aufsichtsrat grob fahrlässig handelt oder den Abschlussprüfer nicht ausreichend kontrolliert, kann persönlich haftbar gemacht werden – vorausgesetzt, es entsteht ein Schaden. Und der ist bei einem 95 %-Crash schwer zu leugnen.

Verbindungen zur Artnet AG: Jetzt wird es noch brisanter

Was viele nicht wissen: Weng Fine Art hält eine Beteiligung an der artnet AG – und auch dort gibt es jetzt Ärger. Am 20. Mai 2025 veröffentlichte die BaFin eine offizielle Fehlerfeststellung zum Konzernabschluss 2022 der Artnet AG:

„Die artnet AG führte Wertminderungstests für noch nicht nutzungsbereite immaterielle Vermögenswerte falsch bzw. gar nicht durch. […] Die Angaben im Konzernanhang entsprechen nicht der tatsächlichen Prüfungspraxis.“

Die BaFin macht deutlich: Die Bilanzen waren fehlerhaft – und genau das hätte der Aufsichtsrat erkennen müssen. Seit 2022 ist die BaFin allein zuständig für solche Prüfungen. Grundlage der Bekanntmachung: § 109 Absatz 2 WpHG.

YouTube-Börsentipps: Alles nur Show?

Röhl bewarb Weng Fine Art immer wieder auf Social Media. In seinen Videos sprach er von „Tenbagger“-Performance und nannte das Unternehmen eine der besten Chancen am Markt. Auch ein enger Weggefährte von ihm stellte die Aktie als „Top-Position“ im eigenen Depot dar.

Diese Euphorie überdeckte offenbar die Realität: Ein illiquider Nebenwert, mit hohem Risiko, der auf einem volatilen Kunstmarkt operierte – und sich plötzlich in heiße Luft auflöste. Kritiker sehen Parallelen zu anderen fragwürdigen Empfehlungen auf Plattformen wie YouTube und in Kooperationen mit Scalable Capital, wo ähnliche Nebenwerte angepriesen wurden.

Und jetzt? Das große Schweigen

Kein Statement zum Rücktritt. Kein Wort zu den Verlusten. Keine Erklärung für seine Rolle. Dabei wäre gerade jetzt Aufklärung wichtig – auch, um verlorenes Vertrauen wieder aufzubauen. Denn wer öffentlich zum Kauf rät, sitzt in der Verantwortung. Erst recht, wenn man an der Spitze des Aufsichtsrats sitzt.

Christian W. Röhl schweigt. Und das ist (zumindest für ihn) auch besser so.