22. Dezember, 2025

Politik

Weidel überholt Merz in der Kanzlerfrage

Eine Umfrage verschiebt die politische Statik. Nicht die Regierung, sondern die Opposition setzt den Ton – und die Unzufriedenheit wirkt breiter als jede Parteibindung.

Weidel überholt Merz in der Kanzlerfrage
Die Kanzlerfrage wird zur Vertrauenskrise. Neue Umfrage zeigt wachsende Ablehnung der politischen Führung.

Die Kanzlerfrage entwickelt sich zum Stimmungstest für das gesamte politische System. In einer aktuellen Insa-Umfrage liegt Alice Weidel bei einer hypothetischen Direktwahl des Bundeskanzlers überraschend vorn. 26 Prozent der Befragten würden sich für die AfD-Vorsitzende entscheiden. Amtsinhaber Friedrich Merz folgt mit 20 Prozent, Vizekanzler Lars Klingbeil kommt auf zwölf Prozent. Noch auffälliger ist allerdings eine andere Zahl: 31 Prozent würden keinen der genannten Kandidaten wählen.

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Protest schlägt Amtsbonus

Dass ein amtierender Kanzler in einer Direktwahl hinter einer Oppositionspolitikerin liegt, ist ungewöhnlich. Dass er gleichzeitig von einer großen Gruppe grundsätzlich abgelehnt wird, ist politisch brisant. Die Kanzlerfrage wird damit weniger zur Personal- als zur Vertrauensfrage.

Die relative Stärke Weidels speist sich nicht aus breiter Zustimmung, sondern aus Geschlossenheit. 85 Prozent der AfD-Wähler würden sie wählen. Bei Merz sind es 63 Prozent der Unionsanhänger, bei Klingbeil nicht einmal jeder dritte SPD-Wähler. Die Regierungsparteien leiden sichtbar an innerer Distanz ihrer eigenen Klientel.

Keine Mehrheit will einen der Kandidaten

Der größte Block ist jedoch nicht Weidel, Merz oder Klingbeil, sondern die Ablehnung. Fast ein Drittel der Befragten entscheidet sich explizit gegen alle drei. Diese Gruppe ist politisch heterogen, aber sie sendet ein klares Signal: Das Angebot überzeugt nicht.

Für die Regierungsparteien ist das gefährlicher als jede Oppositionsstärke. Denn es zeigt, dass Vertrauen nicht einfach von einem Kandidaten zum nächsten wandert, sondern verloren geht. Wer keinen der Namen wählt, stellt nicht nur Personen infrage, sondern das System der Auswahl.

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Sonntagsfrage bestätigt die Verschiebung

In der klassischen Sonntagsfrage bleibt das Bild stabil, aber eindeutig. Die AfD liegt mit 26 Prozent weiter vor CDU und CSU mit 24 Prozent. Die SPD verharrt bei 14 Prozent, die Grünen legen leicht auf zwölf Prozent zu. Linke, BSW und FDP bleiben im unteren einstelligen Bereich.

Das Kräfteverhältnis hat sich damit verfestigt. Die Union profitiert nicht automatisch von der Schwäche der Regierung, die SPD kann ihre Rolle als Kanzlerpartei nicht in Zustimmung übersetzen. Die AfD bleibt stärkste Einzelkraft, ohne jedoch eine Mehrheit zu erreichen.

Weidel vereint, Höcke spaltet

Interessant ist der Blick in die AfD selbst. Während Weidel unter den eigenen Wählern nahezu unangefochten ist, bleibt Björn Höcke umstritten. 38 Prozent der AfD-Anhänger wünschen sich mehr Einfluss für ihn, 39 Prozent lehnen das ab.

Diese Spaltung zeigt eine strategische Grenze. Weidel steht für Geschlossenheit und Anschlussfähigkeit innerhalb der eigenen Wählerschaft. Höcke polarisiert auch dort, wo die Partei stark ist. Für die AfD-Führung ist das ein Machtfaktor – und ein Risiko.

Regierung rutscht weiter ins Stimmungstief

Parallel zur Kanzlerfrage verschlechtert sich die Bewertung der Regierung. Nur noch 22 Prozent sind mit der Arbeit von Friedrich Merz als Kanzler zufrieden, zwei Drittel äußern Unzufriedenheit. Für die Bundesregierung insgesamt fällt das Urteil noch härter aus: 21 Prozent zufrieden, 69 Prozent unzufrieden.

Diese Zahlen erklären, warum die Kanzlerfrage kippt. Sie ist weniger Ausdruck von Begeisterung für eine Alternative als von Enttäuschung über die Gegenwart. Der Amtsbonus wirkt nicht mehr stabilisierend, sondern belastend.

Die Kanzlerfrage wird zum Warnsignal

Die Umfrage zeigt keine neue Mehrheit, aber eine klare Verschiebung der politischen Gravitation. Zustimmung konzentriert sich nicht mehr automatisch bei den Regierenden. Ablehnung wird zur dominierenden Haltung.

Für die Regierung ist das gefährlich, für die Opposition komfortabel – aber nicht automatisch konstruktiv. Wer vorn liegt, ohne eine Mehrheit hinter sich zu vereinen, profitiert von der Schwäche der anderen, nicht von eigener Stärke. Genau darin liegt die Sprengkraft dieser Zahlen.

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