Ölpreise ziehen nach schwachem Jahresverlauf an
Nach Wochen auf niedrigem Niveau haben die Ölpreise zuletzt spürbar zugelegt. Die Nordseesorte Brent stieg zeitweise in Richtung 61 Dollar je Barrel, während die US-Referenzsorte WTI über 56 Dollar notierte. Ein Teil der Gewinne wurde im Tagesverlauf wieder abgegeben, doch die Richtung ist klar: geopolitische Risiken sind zurück im Preis.
Auslöser ist weniger die aktuelle Angebotslage als vielmehr die wachsende Unsicherheit über politische Eingriffe in die globalen Lieferketten.
Venezuela rückt wieder ins Zentrum der Marktdebatte
Besonders aufmerksam verfolgen Händler die Entwicklung in Venezuela. Die US-Regierung hat in dieser Woche eine Blockade gegen sanktionierte venezolanische Öltanker verhängt. Zudem wurde ein Schiff vor der Küste des Landes festgesetzt – ein Schritt, der Erinnerungen an frühere Eskalationen weckt.
US-Präsident Donald Trump warf der Regierung in Caracas vor, den Vereinigten Staaten „Energierechte“ entzogen zu haben. Dass er dieses Thema in seiner jüngsten Rede aus dem Weißen Haus nicht aufgriff, verstärkte die Nervosität an den Märkten zusätzlich. Für viele Marktteilnehmer bleibt offen, ob weitere Maßnahmen unmittelbar bevorstehen.

Washington denkt über neue Sanktionen gegen Russland nach
Zusätzlichen Auftrieb erhält der Ölpreis durch Spekulationen über neue Sanktionen gegen Russland. Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg bereitet Washington weitere Schritte gegen den russischen Energiesektor vor, falls Moskau einem Friedensabkommen mit der Ukraine nicht zustimmt.
Im Fokus stehen dabei die sogenannte Schattenflotte russischer Tanker sowie Händler und Finanzdienstleister, die den Export von russischem Öl ermöglichen. Bereits die Aussicht auf verschärfte Restriktionen reicht aus, um Risikoprämien in den Markt zurückzubringen.
Strukturelle Schwäche begrenzt das Aufwärtspotenzial
Trotz der jüngsten Erholung bleibt das Gesamtbild angespannt. Für das Jahr 2025 steuern die Ölpreise bislang auf ein deutliches Minus zu. WTI markierte zu Wochenbeginn den tiefsten Stand seit 2021. Hintergrund ist die Erwartung, dass das globale Angebot die Nachfrage weiterhin übersteigen wird.
Signale aus den USA und dem Nahen Osten deuten auf eine strukturelle Schwäche hin. Vor allem die gedämpfte Konjunktur und die verhaltene Industrienachfrage wirken preisdämpfend.
Geringe Liquidität erhöht die Schwankungsanfälligkeit
Hinzu kommt ein saisonaler Faktor: Mit Blick auf die bevorstehende Weihnachtspause sinkt die Marktliquidität. Das Handelsvolumen bei Brent-Futures lag zuletzt unter dem Tagesdurchschnitt. In einem solchen Umfeld können politische Schlagzeilen überproportionale Kursreaktionen auslösen.
„Das ist nicht der richtige Zeitpunkt, um auf fallende Preise zu setzen“, sagt Mukesh Sahdev, Chef des Analysehauses XAnalysts.
Kurzfristig dürfte der Markt daher anfällig für weitere Ausschläge bleiben – unabhängig davon, ob neue Sanktionen tatsächlich umgesetzt werden.


